Einen Tag nach dem 4. Global Strike von Fridays for Future im November 2019 fand in der Lausitz parallel zu einer Ende-Gelände-Großaktionen eine Kohleausstiegsdemo am Kraftwerk Jänschwalde statt, die gemeinsam von Klimaengagierten unterschiedlicher Initiativen mitorganisiert und unterstützt wurde. Aus dieser positiven Erfahrung und der breiten Teilnahme an der Demo entstand unter den Beteiligten die Idee, die in Dresden bereits vielfältig aktiven Klimagruppen besser zu vernetzen, um eine Veranstaltungen dieser Größe und Öffentlichkeit keinen Einzelfall gewesen sein zu lassen. Lange war ein Problem der Bewegung, dass viele Engagierte einzeln und wenig sichtbar agierten.

Klimanotstand Jetzt!

Im Januar 2020 gewann der Prozess dann an Dynamik. Nachdem im September 2019 der 1. Antrag zum Klimanotstand im Stadtrat vertagt worden war, erstellten engagierten Klimavernetzer*innen den AufrufKlimanotstand in Dresden ausrufen – jetzt!” und veröffentlichten diesen auf der Internetseite der BUND Regionalgruppe Dresden, um ein Zeichen an die städtischen Entscheidungsträger*innen zu senden. Neben 37 weiteren Initiativen schlossen auch wir uns diesem Aufruf an. Am 30.01.2020 rief der Stadtrat dann quasi einen Klimanotstand aus. Ein Auszug aus dem Stadtratbeschluss:

“Der Stadtrat der Landeshauptstadt Dresden erklärt angesichts des weltweit rasch voranschreitenden Klimawandels und der schwerwiegenden Folgen der Erderwärmung auch für Gesundheit und Wohlstand der Menschen in Dresden den Klimaschutz zur städtischen Aufgabe von höchster Priorität für die Daseinsvorsorge durch die Stadt und die städtischen Beteiligungsgesellschaften. Die Landeshauptstadt Dresden berücksichtigt ab sofort die Auswirkungen auf das Klima bei jeglichen Entscheidungen und bevorzugt Lösungen, die sich positiv auf den Klima-, Umwelt-und Artenschutz auswirken.”

Damit wurde vor der Goldenen Pforte des Rathauses deutlich, welches Potenzial gemeinsames klimapolitisches Handeln haben kann. Am gleichen Tag gab es das erste der seither monatlich stattfindenden Klimagruppenvernetzungstreffen. Mit dabei sind verschiedenste Vereine, (Lokal-)Gruppen und Initiativen: Health/Fridays/Scientists/Parents/Psychologists/Students for Future, Extinction Rebellion, der BUND, die BUNDJugend, Ende Gelände, Greenpeace, Gemeinwohlökonomie, die Lokale Agenda 21, die VEE Sachsen, die Pinken Hände, Cradle to Cradle und wir als tuuwi.

Ziele der Gruppenvernetzung

Die Idee ist, dass zu den Treffen von jeder Gruppe immer mind. 1-2 an der Vernetzung interessierte Personen dabei sind, die die Ergebnisse dann in die einzelnen Plena tragen. Anders herum bieten die Treffen auch Raum, damit die Klimavernetzer*innen ihre Gruppenprojekte den anderen vorstellen und mit ihnen darüber diskutieren können. 

Um Überschneidungen zu vermeiden gibt es einen Veranstaltungskalender. Weiterhin können Projekte untereinander online beworben, Ideen gemeinsam umgesetzt und sich gegenseitig mit Leuten und Material unterstützt werden. Weiterhin können Gruppen Impulsvorträge zu ihrem Spezialgebiet für die anderen organisieren. Eine andere Idee: Nach dem Rotationsprinzip auf monatlicher Basis alle zum Plenum einer Gruppe einladen, um andere Organisiationsstrukturen kennenzulernen, mehr über ihre Inhalte zu erfahren, Anregungen einzubringen und vielleicht auch etwas fürs eigene Engagement mitzunehmen.

Aktuell wird ein Minimalkonsens für die Zusammenarbeit ausgearbeitet. Eine sehr vielversprechende Arbeitsgruppe ist die AG (Klima-)Politik, die den Dialog mit Politiker*innen von Stadt und Land sucht sowie bzgl. der im Januar 2020 gemachten Versprechen auf den Zahn fühlt. 

Langfristig könnte, wie in vielen anderen Städten, die Verwirklichung der Vision eines Klimarates angestrebt werden.