Angesichts der Bedeutung der globalen sozialökologischen Krise handeln die TU Dresden (TUD) und ihre Verwaltungsstrukturen noch viel zu verhalten, jedoch zumindest in puncto Umweltmanagement schneidet die TUD im Vergleich zu anderen Unis nicht schlecht ab.

Innerhalb der tuuwi sind die Beziehungen zur Uni als Organisationseinheit ein äußerst kontroverses und viel diskutiertes Thema, was in Anbetracht der Komplexität eines sozialökologischen Wandels kein Wunder ist. Warum? Der fast 200 Jahre gewachsene hierarchische Aufbau der TUD mit über 40.000 Hochschulangehörigen sowie die damit einhergehende Trägheit stehen im Spannungsfeld mit der Vielschichtigkeit und Brisanz der Umsetzung der Ideen zu Klimagerechtigkeit.

Der Text behandelt dabei die Ambivalenz zwischen “Es ist lobens- und erwähnenswert, welche Strukturen es diesbezüglich bereits gibt.” und “Angesichts der faktischen Herausforderungen geschieht mit ganzheitlichem Blick auf die Uni bei Weitem noch nicht genug.” und möchte allen Interessierten jene Komplexität in ein möglichst kompaktes und gleichzeitig differenziertes Bild entpacken.

Umweltmanagement und Umweltbericht

Im Jahr 2003 wurde an der TUD, als erste technische Universität in Deutschland, ein nach dem Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) validiertes Umweltmanagementsystem etabliert. Dazu findet jedes Jahr ein Öko-Audit statt, in dessen Rahmen auch wir über unsere Aktivitäten Auskunft geben. Weiterhin erscheint jährlich ein geprüfter Umweltbericht, der detailierte Zahlen über Ressourcenverbräuche sowie Entwicklungen hinsichtlich der Umwelt enthält. Stets ein Teil des Umweltberichts ist das Umweltprogramm für das kommende Jahr, dessen Umsetzung dann im jeweiligen Folgejahr evaluiert wird.

Das Umweltmanagementsystem, die Umweltkoordination und der betriebliche Umweltschutz der TUD sind dabei fest mit der Gruppe Umweltschutz (4.4.4) im Sachgebiet 4.4 des Dezernat 4 (Liegenschaften, Technik und Sicherheit, kurz D4), einer Verwaltungseinheit der TUD, verankert.

Umweltschutzprojekte

Das Mach-Mit-Programm versucht auf Aktionstagen und Schulungen sowie mit Infoflyern für umweltfreundliche Beschaffung, einen nachhaltigen Arbeitsplatz, Recyclingpapiernutzung, Ressourcenschonung und das Thema Müllvermeidung/-trennung zu sensibilisieren. Auch Mobilität ist mit dem Fahrradverleihsystem, den Fahrradstationen am Campus und dem Jobticket ein Thema. Für nachhaltige Tagungen steht das Ausleihset “Grüner Tagen” zur Verfügung. Mehr?

Weiterhin ist die Gruppe Umweltschutz für das Projekt “Nachhaltiger Campus” zur Erhöhung der Biodiversität (Insektenfreundliche Wiesen, Baumpatenschaften, Lebensräume für Vögel), den Ideenwettbewerb “Nachhaltiger Campus” und die Mitarbeit am “Masterplan Campusgestaltung” verantwortlich. Das Institut für Landschaftsarchitektur, das Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehr sowie das D4 wurden gemeinsam vom Rektorat beauftragt, bis zum 200. Unigeburtstag im Jahr 2028 einen Masterplan für die Außenräume des Campus und ein Mobilitätskonzept zu entwickeln. Die Planung erfolgte über das niederländische Büro Karres+Brands. Der Toolbox-Prozess zur Abstimmung der Richtung des Projekts wurde offen gestaltet und auch Tuuwis waren dabei vertreten.

Gemeinsame Projekte und Kooperationen

Zuletzt Anfang 2020 war die Gruppe Umweltschutz zu Gast in unserem Plenum und stellten sich und ihre Arbeit vor. Zukünftig soll ein regelmäßigerer Austausch stattfinden. Da sowohl die tuuwi als auch die Gruppe 4.4.4 für den Umweltschutz auf dem Campus und darüber hinaus arbeiten, ist per se ein gegenseitiges Interesse aneinander vorhanden. Oft kreuzen sich die Wege bei Veranstaltungen, Eröffnungen und Diskussionen zum Thema.

Häufig verlaufen Projekte wie für Ökostrom und Photovoltaikanlagen schleppender als gewünscht. Grund dafür ist die derzeitige Situation mit dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilen- und Baumanagement (SIB), der die Flächen der TUD seit einigen Jahren verwaltet. Die Warteliste für Baumpatinnen und -paten ist lang, doch es werden keine Flächen bewilligt. Baumpflanzungen wurden immer wieder durch das SIB verschoben. Mittlerweile haben wir deswegen das von uns initiierte Projekt Baumpatenschaften an die Gruppe 4.4.4 abgegeben. Die Verwaltung der Flächen wieder in die Hand der TUD zu bringen ist jedoch aktuell ein langfristiges Ziel und war sogar als Vorhaben in der letzten Exzellenzbewerbung enthalten.

Im Umweltbericht 2019 fallen 34x die Begriffe “tuuwi” und “Umweltinitiative”, was unseren Stellenwert im Bereich Umweltschutz für die TUD gut abbildet. Lehre ist eins der Handlungsfelder der Gruppe Umweltschutz, welches sie jedoch kaum alleine abdecken kann. Gleichwohl kann die akademische Lehre keine Verwaltungsaufgabe sein. An diesem Punkt werden stets unsere Umweltringvorlesungen, Projekttage und Umweltfilmabende angeführt.

Auch die Nachhaltigkeitskonferenz A Roadmap To Sustainable Universites wurde von den Mitarbeitenden des Umweltmanagements initiiert und organisiert. Die Teilnahmemöglichkeit nutzten mehrere Tuuwis und im Nachgang entstand unsere AG Struktur. Auf der zweitägigen Konferenz reisten im Bereich strukturellen Umweltschutz engagierte Menschen aus ganz Deutschland an, um sich über nachhaltige Entwicklungspfade an Universitäten auszutauschen.

Außerdem sind aus der gemeinsamen Arbeit am Maßnahmenkatalog 2020/21 insgesamt sechs SHK-Stellen entstanden.

Es ist nicht alles Gold was glänzt – ein Blick auf die Uni als Ganzes

Nichtsdestotrotz; die Tatsache, dass die Gruppe Umweltschutz eine von drei Gruppen in einem von acht Sachgebieten ist, welche wiederum einem von acht Dezernaten angehört, zeigt, wie hoch der Stellenwert des Umweltschutzes in der Verwaltung ist!

[Bildquelle] https://tu-dresden.de/tu-dresden/organisation/organigramme

Für die Umweltkoordination teilen sich zwei Personen eine Stelle, die Umweltmanagementbeauftragte der TUD leitet parallel das Sachgebiet 4.4 und für die Gruppe Umweltschutz arbeiten nur vier Personen, z. T. auf Projektstellen. Damit sind hinsichtlich ökologischer und transformativer Lehre, campusweiter Sichtbarkeit und Sensibilisierung der Hochschulöffentlichkeit keine großen Schritte möglich. Genau dafür setzen wir uns mit neu geschaffenen SHK-Stellen zur Konzepterstellung eines Green Office ein. Die Verwaltungsstrukturen tendieren aus nachvollziehbaren Gründen dazu, ihre Leistungen herauszustellen und Missstände zu marginalisieren. Das wird von uns teilweise als Greenwashing aufgefasst.

Ein Fazit

Prinzipiell geht es nicht mehr nur um (betrieblichen) Umweltschutz, sondern generell um Klimaschutz und -gerechtigkeit. Dafür gibt es bisher keinen institutionellen Hebel, wofür es demnach grundlegende strukturelle Änderungen braucht. Große Hoffnungen liegen in der reformierten Kommission Umwelt sowie im weiteren Verfahren der von der StuRa-Projektgruppe “Kima-Aktionswoche” ausgearbeiteten klimapolitischen Forderungen. Doch bräuchte es langfristig nicht ein eigenes Dezernat Klima und Nachhaltigkeit unter der Aufsicht eines Prorektors/einer Prorektorin, dessen/deren Ressort diese Themen umfasst? Wir sagen JA, und zwar dringend!

Dennoch sei betont, dass die Gruppe Umweltschutz Wichtiges leistet und alle Beteiligten auch in Zukunft den festen Willen haben, in selben Maße oder darüber hinaus mit ihrer guten Arbeit fortzufahren. Der umfangreiche Umweltbericht bietet über viele Jahre transparente Zahlen zu Energieverbrauch, Abfallmengen und Papierverbrauch sowie die damit verbundenen CO2-Emissionen. Auch wenn mit der alleinigen Ermittlung dieser Zahlen noch nichts erreicht ist, schaffen sie die Grundlage für tatsächliche Klima- und Umweltmaßnahmen an der TUD. Deren Umsetzung muss das eigentliche Ziel sein. Dafür schafft die Unileitung derzeit aber noch nicht die nötigen strukturellen, personellen und finanziellen Kapazitäten.