Der träge Tanker – Ein Resumé des ersten Tags der Konferenz „A Roadmap to Sustainable Universities“

„A Roadmap to Sustainable Universities“, so der klangvolle Name der Konferenz, die sich am 5. und 6. November mit Themen der Nachhaltigkeit an deutschen Hochschulen im Allgemeinen und der TU Dresden im Speziellen beschäftigte. Von der Gruppe Umweltschutz des Dezernats 4 organisiert, folgten zahlreiche Gäste aus allen Teilen Deutschlands der Einladung nach Dresden, so waren unter anderem Vertreter:innen der TU München, der Universität Hamburg und der Universität Leipzig zu Gast. Auch Studierende der TU Dresden und fünf Vertreter:innen der tuuwi nahmen an der Veranstaltung teil.

Eine Landkarte für eine umwelt- und verantwortungsbewusstere zukünftige Entwicklung der Universität zu skizzieren, war also das hohe Ziel, das als Damoklesschwert über dem Dülfer-Festsaal schwebte, in dem sich circa 150 Gäste versammelt hatten. Dass das schwer innerhalb weniger Stunden zu erreichen ist, war natürlich allen Beteiligten klar, dennoch erhofften wir uns etwas mehr Klarheit und konkrete Vereinbarungen für die nächsten Monate. In einem Impulsvortrag verbreitete Nora Sophie Griefhahn, die geschäftsführende Vorständin des Cradle To Cradle e.V., die frohe Botschaft ihrer Organisation: Nicht reine Reduktion unseres Ressourcen-Verbrauchs, sondern radikale Änderung der Strukturen und Abläufe hin zu konsequenter Kreislaufwirtschaft seien ihrer Ansicht nach für einen echten Wandel notwendig. Danach folgte das Debattieren aller Teilnehmer:innen in sechs verschiedenen Themenzirkeln, die sich unter Anderem mit dem “Masterplan Campusgestaltung” für 2028, den Potentialen der Energieeinsparung in der Gebäudeversorgung oder auch der Verantwortung der Lehre und Forschung, Studierende zu sensibilisieren, beschäftigten.

In Bezug auf konkrete Veränderungsmaßnahmen war relativ schnell klar, dass das Anliegen der Organisator:innen des Sachgebiets 4.4 bei dieser Veranstaltung vor allem war, auf bestehenden Strukturen aufzubauen. Das hatte einerseits positive Wirkungen. Sie nutzen das Event als Chance zur direkten Vernetzung. So wurde unter Anderem mit Mitarbeiter:innen des Max-Planck-Instituts sinniert, wie das Umweltmanagement der TUD auf den Verbund lokalen wissenschaftlicher Institutionen “DRESDEN-concept” ausgeweitet werden könnte. Ein erfreulicher Impuls. Andererseits traten auch durchaus gemischte Gefühle auf. Der Anschein gelegentlicher Selbstbeweihräucherung war genauso wenig zu verschleiern wie die Hemmnis, einen ganz offenen Diskurs zu führen und „outside of the box“ zu denken, um konkrete Strategien zu diskutieren, die die TU wirklich schnell und effektiv in eine positive Richtung lenken könnten. Insbesondere für die Schnelligkeit benötigt es unserer Ansicht nach strukturelle Maßnahmen. Mögliche Umsetzungen könnten eine Weisungbefugnis für die Komission Umwelt, mehr Gelder für Personal,  eine Realisierung der Ideen des Green Office Movements bis hin zu einem eigenen Dezernat Nachhaltigkeit sein. Wahrscheinlich können akute Themen, wie beispielsweise restriktive Regelungen bezüglich dienstlicher Flugreisen, so effektiver umgesetzt werden. Dennoch wurden viele Ideen offen und laut in den Raum geworfen, die Teilnehmer:innen befeuerten sich gegenseitig mit ihren Erfahrungen und Meinungen. Außerdem bildete sich der Konsens, dass der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), der die Liegenschaften der Universität verwaltet, den handlungswilligen Akteur:innen oft die Hände bünde.

Nach den Themenzirkeln schloss eine heiß erwartete Podiumsdiskussion den ersten Tag der Konferenz ab. Auf der Bühne debattierten Dr. Andreas Handschuh, Kanzler der TU, Prof. Edeltraud Günther von UNU Flores, Prof. Irene Lohaus vom Institut für Landschaftsarchitektur sowie Lutz Thies, studentischer Vertreter im Senat, über den Fahrplan der Uni.

Prof. Günther machte sich stark für zeitnahe konsequente Maßnahmen und forderte das hohe Ziel einer klimaneutralen Universität 2030. „Exzellenz ohne Nachhaltigkeit ist keine Exzellenz“, beteuerte Günther und erntete damit prompt den Applaus und die Sympathien des Publikums. Nachdem Lutz Thies mit einem Augenzwinkern in Richtung Kanzler die Universität metaphorisch als Tanker beschrieb, dessen Kapitän für das Einschlagen des richtigen Kurses verantwortlich sei, verteidigte dieser, dass der Tanker träge und der richtige Kurs vom Wille der „gesamten Mannschaft“ abhängig sei. Trotz dessen verkündete er bereits initiierte Schritte: Die Hochschulleitung habe von der Politik bereits mehrfach, u.a. im Rahmen der Exzellenzbewerbung, aktiv gefordert, dass die Verwaltung der Liegenschaften in die Hände der Universität selbst gelegt werden sollte. Wenn dies tatsächlich der Fall wird, ergeben sich für Rektorat, Verwaltung als auch Studierende völlig neue Möglichkeiten, beispielsweise bezüglich des schon lange umkämpften Streitthemas Ökostrom. Zudem äußerte Dr. Handschuh am Rande, dass die Umstellung auf die ausschließliche Verwendung von Recyclingpapier im Universitätsbetrieb “keine große Sache sei”.

So wird es also in nächster Zeit spannend zu beobachten sein, ob diese (scheinbar) kleinen Sachen schnell Verwirklichung finden. Wenn sie so klein sind, hätte man doch erwarten können, dass sie bereits geschehen wären? Beim Thema Recyclingpapier wurde schon jetzt zurückgerudert – es wird wohl doch der kleinschrittige und langwierige Weg anstatt der versprochenen schnellen und einfachen Umsetzung durch Anordnung von oben werden. Generell – das hat sich auch wieder bei dieser Veranstaltung gezeigt – ist die Verwaltung der TU Dresden sehr gut darin, in ihrer Öffentlichkeitsarbeit mit Worten zu vermitteln, wie die Universität gerne wäre. Doch nur mit Taten wird sie zeigen können, wie ernst es ihr wirklich ist. Bei keinem anderen Thema ist das zögerliche Ausführen der Taten so fahrlässig wie beim Klimaschutz. Zu erreichen, dass der Tanker Universität 2030 in klimaneutralen Gewässern ankert, gleicht einer Sisyphos-Aufgabe. Doch die Alternativlosigkeit zeigt: Man stellt sich der Aufgabe entweder sofort oder später, Davonlaufen ist keine Option. Die Konferenz war ein Schritt in die richtige Richtung und gibt Hoffnung für neuen Schwung.

Anschließend bleibt zu sagen, das es für eine Exzellenzuniversität selbstverständlich sein sollte, eine Vorbildrolle einzunehmen. Nachhaltigkeit wird in den nächsten Jahren immer wichtiger, auch als Kriterium für Exzellenz. Ungeachtet des stürmischen Wellengangs, sollte die Mannschaft zügig aufbrechen, um diese zu bewahren.