Uns hat ein offener Brief der Students for Future Dresden erreicht, den wir als tuuwi gern mitgezeichnet haben:
Forderung: Mehr Klimagerechtigkeit in den Mensen!
Sehr geehrte Damen und Herren,
im IPCC-Sonderbericht über Landnutzung vom August diesen Jahres betont der Weltklimarat erneut, dass die Art und Weise, wie wir uns ernähren und insbesondere die Nutztierhaltung, für etwa ein Viertel der jährlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.
In der #week4CLIMATE, welche am 29.11. ihren Höhepunkt im 4. Globalen Klimastreik hat, wollen wir unter anderem auf das Thema Ernährung und Klimawandel aufmerksam machen. Außerdem werden Klimawandel und verschiedene Themen rund um Nachhaltigkeit im Rahmen der Public Climate School Dresden, welche Lehrveranstaltungen und Aktionen beinhaltet, in den Fokus gerückt.
Sie als Studentenwerk* Dresden haben folgende Ziele in Bezug auf Nachhaltigkeit in Ihrer Firmenphilosophie festgehalten:
“Wir bekennen uns zur gesellschaftlichen Verantwortung und sehen uns einem ökonomisch, ökologisch, sozial und kulturell nachhaltigen Handeln verpflichtet. Maßstab dafür ist die Orientierung an einer studentischen Lebenswelt, die gerechte Chancen zum Studieren ermöglicht. Nachhaltiges Handeln setzt voraus, dass wir unsere Leistungen auf Dauer zuverlässig und wirksam erbringen. Um die dafür notwendige Akzeptanz bei Studentenschaften, Hochschulen und Gesellschaft zu erreichen, bedarf es einer hohen Qualität, der erforderlichen Fach- und Sachkompetenz und eines wirtschaftlichen, umweltbewussten und rechtstreuen Handelns.” [1]
Unserer Meinung nach kommen Sie den von Ihnen formulierten Zielen bisher nur unzureichend nach. Die von Ihnen vorgenommenen Änderungen gehen im Angesicht der Dringlichkeit des Problems weder schnell noch weit genug. Sie bieten Ihrer Kundschaft weiterhin in breitem Rahmen Fleisch- und Fischprodukte sowie weitere klimabedenkliche und ethisch fragliche Lebensmittel wie Milchprodukte und Eier an. Angesichts des menschengemachten Klimawandels halten wir dieses Handeln für äußerst problematisch gegenüber allen aktuellen und zukünftigen Generationen von Menschen, die dadurch ausgebeutet werden und auch weiterhin unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden.
In der Vergangenheit betonten Sie bereits, dass Sie oftmals auf die Nachfrage der Studierenden reagieren, und dass jene fleischhaltige Produkte bevorzugen würden. In die Abwägung müssen allerdings noch viele weitere Kriterien einfließen, so beispielsweise die Auswirkungen auf Menschen im globalen Süden oder die zahlreichen negativen Folgen der Massentierhaltung auf die Umwelt, wie z.B. die Nitratbelastung und durch den Wasserverbrauch sowie den Treibhausgasausstoß hervorgerufene Schäden.
Wir erwarten daher von den einzelnen Mensen, dass Sie auf unsere Forderungen eingehen und sie ernst nehmen. Mit einfachen Antworten wie “Es gibt ja eine hohe Nachfrage nach diesen Gerichten” wollen wir uns nicht länger zufrieden geben! Vergessen Sie nie, dass die Mensen als Real-Labor einen großen Einfluss, weit über die Teller der Studis hinaus haben. Hier kann gezeigt werden, dass gesundes und nachhaltiges Essen auch zu studifreundlichen Preisen richtig gut schmecken kann.
Forderungen
Um das von Ihnen aufgestellte Leitbild auch konkret umzusetzen, haben wir also folgende Forderungen an Sie formuliert:
- Richten Sie als ersten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit endlich konsequent ein tägliches veganes Angebot in allen Mensen ein!
- Genießbare Lebensmittel sollten nicht in der Tonne landen. Setzen Sie sich gegen Lebensmittelverschwendung ein, indem sie dafür sorgen, dass Menschen die übrigen Gerichte und Zutaten kostenlos abholen und weiter verwenden können. Unterstützen Sie beispielsweise auch das sogenannte “Bändern” aktiv! (z. B. mit einem Abgabeort/-tisch für nicht mehr gewolltes Essen und einer Infokampagne).
- Seien Sie transparent! Dazu gehört auch, die CO2-Bilanz der Gerichte öffentlich zu machen. Fördern Sie daher aktiv das Projekt Klimafreundliche Mensa, welches von Effektiver Altruismus Dresden und der TU-Umweltinitiative in großem Rahmen in die Wege geleitet wurde.
- Reine Bio-Gerichte sollte es nicht nur in der Bio-Mensa geben, genauso wie der vegane Anspruch nicht auf das Zeltschlösschen beschränkt sein sollte. Die Einrichtung der BioMensa U-Boot war ein Teilerfolg, auf welchem sich aber nicht ausgeruht werden kann.
- Die noch zu errichtende Neue Mensa sollte eine vegane Bio-Mensa werden. Vorbildliche Beispiele gibt es bereits und können exzellent und öffentlichkeitswirksam als PR für die Initiative “TUD klimaneutral” eingesetzt werden. Das kann einen Anreiz für den Beginn des Studiums an einem progessiven Studienort schaffen sowie ein Beitrag gegen die stetig sinkenden Neuimmatrikulationszahlen sein. Dass das geht, zeigt die Veggie 2.0 des Studierendenwerks der TU Berlin [2].
- Achten Sie beim Einkauf noch vehementer auf Regionalität und Saisonalität der Produkte.
- Bieten Sie konsequent ein alternatives Angebot zu Milchprodukten an den Ausgaben sowie für Kaffeevariationen an!
Besonders jetzt, in Zeiten in denen sich viele Studierende mit dem Thema Klima und Umwelt auseinandersetzen und engagieren, bietet sich Ihnen eine passende Gelegenheit, Änderungen vorzunehmen. Nutzen Sie die Chance! Wir bieten Ihnen gerne die Möglichkeit zu einem offenen Gespräch über die Umsetzung unserer Forderungen an.
Wir erhoffen uns, dass Sie beginnend mit dem Angebot in der #week4CLIMATE die Chance nutzen, um konkrete Veränderungen in die Tat umzusetzen. Dies kann aufgrund der Kurzfristigkeit zunächst das Anbieten von mehr rein pflanzlichen Gerichten und ein besseres Angebot von u. a. veganem Kuchen sein. Bei Angebotsänderungen können Sie sich gern auf die Public Climate School Dresden beziehen.
Wir möchten Sie abschließend darauf hinweisen, dass dies ein offener Brief ist, welcher über soziale Netzwerke und Blogs geteilt wird und Unterstützung durch andere Gruppen, Vereine und Initiativen erhalten kann.
Mit freundlichen Grüßen
Students For Future Dresden
TU-Umweltinitiative
*bald hoffentlich Studierendenwerk
[1] https://www.studentenwerk-dresden.de/wirueberuns/unternehmensphilosophie.html, Abruf: 17.11.2019 um 3:55:12 Uhr
[2] https://www.tagesspiegel.de/berlin/schmeckt-trotzdem-berlins-erste-vegane-mensa-eroeffnet/24241436.html, Abruf 17.11.2019 16:12:18 Uhr