Den ersten Blogeintrag findet ihr hier.
Heute ist Montag, der 20.11.2017 und ich vermeide Abfall. Ich kann schon mal sagen: bis jetzt habe ich Spaß daran.
Mein Tag begann heute mit einem Arzttermin. Ich wurde untersucht, und war über froh darüber, dass nicht noch die Körperflüssigkeiten früherer Patienten an den Geräten hingen. Aus einer Abfallvermeidungssicht sind Einwegprodukte Mist – aus einer medizinischen in vielen Fällen der praktischste und sicherste Weg. Hier entstand also durch mich eine gewisse Menge Müll. (Außerdem habe ich gerade noch eine kleine Verletzung, bei der ich jeden Tag den Wundverband wechsele.)
Weiter ging es mit dem Frühstück, das ich beim Supermarkt besorgte. Die Brötchen aus dem Selbstbedienungsregal kamen in meine Plastikdose, außerdem gab es eine unverpackte Birne aus Italien (Hö!? Was war nochmal mit regionaler, saisonaler Ernährung?! Ich hatte Hunger und könnte besser planen, würde ich sagen…). An der Kasse erfuhr meine Brötchen-Verpackung ein positives Feedback (“Das ist ja niedlich – find ich gut”). Ich erzählte dann auch gleich von der europäischen Abfallvermeidungswoche, und dass ich das mit dem Müll-Vermeiden jetzt mal ausprobiere. Der Kassenzettel wurde trotzdem gegen meinen Willen ausgedruckt (“Eine Zeit lang konnten das die Kunden mal selbst entscheiden, aber die meisten wollten das sowieso, also kriegen jetzt wieder alle eine Quittung”). Immerhin dazu noch die Info: die sind aus recycletem Papier. Thermopapier, als dem die meisten Kassenzettel und Fahrkarten bestehen, gehört übrigens nicht in den Papier- sondern in der Restmüll (zumindest in Wien, das Dresdener Abfall-ABC hat dazu keine Angaben – ich rufe morgen mal bei der Abfallberatung an, und finde das für Dresden heraus), was daran liegt, dass dort giftige Verbindungen, z.B. Bisphenole, enthalten sein können. Dass ich das Ausdrucken der Quittung als Kunde nicht verhindern kann, fand ich schockierend. Hier wäre zum Beispiel eine Stelle, wo mensch politisch mal reinhaken könnte. Die meisten Zettel fliegen ja doch meistens sofort in den Müll. Laut kurzer Internetsuche gibt es im Moment leider keine Initiative, die dieses Thema bearbeitet. Wisst ihr da mehr als ich? Wenn ihr sowas gründen wollt, könnt ihr euch ja in den Kommentaren verabreden – oder mal beim tuuwi-Plenum vorbei kommen – in den Mensen gibts das ja auch, und das wäre vielleicht ein erster Ansatzpunkt.
Frisch gestärkt machte ich mich auf den Weg ins Labor, wo ich momentan die Daten für meine Bachelorarbeit erhebe. Ich studiere Biologie und arbeite mit Bakterien, die unter Umständen auch Krankheiten auslösen können. Um die Proben nicht zu vermischen und mich selbst nicht in Gefahr zu bringen, ist es hier natürlich wichtig, auf Sauberkeit zu achten. Genauer gesagt: Keimfreiheit ( = Sterilität). Und da haben wir wieder ein ähnliches Problem, wie schon morgens beim Arzt: Am praktikabelsten sind sterile Einwegprodukte und manchmal sind sie auch die einzige verfügbare Lösung. Mehr zu dem Thema schreibe ich hier an einem anderen Tag dieser Woche.
Nach getaner Arbeit führte mich mein Weg in die Mensa zum Abendangebot. In den Tablettabgabeständern wurde ich auch gleich fündig: was die anderen für Müll hielten, war dann doch noch ein ganz gutes Abendessen: Bratkartoffeln mit Mischgemüse, Dip und ein kleines Stück Hähnchenbrust im Knuspermantel. Das “containern” in Mensen hat übrigens einen eigenen Namen: Bändern. Abfall von anderen genutzt und auch noch Geld gespart. So macht das Spaß. Ein paar irritierte Blicke gab es auch, aber damit kann ich mehr als sehr gut leben. Irritation ist ein Auslöser fürs Nachdenken. Auch da blökte ich einfach nochmal in die Runde “es ist europäische Abfallvermeidungswoche” und ließ es mir schmecken.