Rückblick auf unsere Aktionswoche Globalisierung und Umweltfolgen

Gleich zum Auftakt der Aktionswoche “Globalisierung und Umweltfolgen” sind wir mit den Dokumentarfilmen Blood in the Mobile und Das Kongo-Tribunal in die Vollen gegangen und haben mit euch und unseren Experten über die faire Förderung von industriell relevanten Erzen diskutiert. Wir erfuhren, dass Transparenz in der Warenkette der Herstellung von Handys von zentraler Bedeutung für die Befriedung des Kampfes um Konfliktmineralien ist. Bisher entziehen sich Großunternehmen wie Nokia und viele andere jedoch dieser gesellschaftlichen Pflicht, trotz lebensgefährlicher, kriegsähnlicher Zustände in vielen Abbaugebieten. Auch wurden die gesellschaftlichen, oft stammesgeschichtlich bedingten Konflikte im Kampf um die industriell wertvollen Mineralien in all ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit verdeutlicht. In den auf die Filme folgenden Gesprächen mit Dipl.-Ing. M. Sc. Oscar Choque vom Ayni Verein für Ressourcengerechtigkeit e. V., Todi Rasolonjatovo vom Afropa e. V. und Cornelius Zunk vom Cradle to Cradle e. V. wurde schnell klar, dass wir als Verbraucher*innen letztlich ebenso wie die großen Unternehmen in der Verantwortung sind, wenn es darum geht, die Ungerechtigkeiten auf dem Gebiet der Ressourcengewinnung zu beenden und die vielen Konflikte zu befrieden. Mögliche Lösungsansätze stehen bereits in großer Zahl zur Verfügung- zum Beispiel der Kauf eines Fairphones statt eines konventionallen Smartphones.

Nach einer ersten Exkursion auf den Schellehof am 31. Oktober haben wir letzten Mittwoch eine Solidarische Landwirtschaft direkt hier bei Dresden besucht. Mit einer kleinen Gruppe Wissbegieriger machten wir uns auf den Weg zur Solidarischen Gemüsekoop Dresden “deinHof” bei Niederwartha. Ein kurzer Input zum Thema SoLaWi und der Vergleich mit dem zuvor besuchten Schellehof machten alle Anwesenden fit für den Hofbesuch. Vorort wurden wir von Gärtner Henri auf dem nur gering mechanisierten Hof mit 4 Hektar Land herumgeführt, erhielten Einblicke in die Produktions-und Funktionsweisen und wurden mit den Schwierigkeiten für kleine, nachhaltig wirtschaftende Betriebe wie diesen konfrontiert. So wird Sachsen beispielsweise von einem Hofsterben heimgesucht, verursacht durch richtig motivierte aber falsch umgesetzte Subventionierung der Landwirtschaft auf EU-Ebene- ausschließlich für Betriebe ab einer bestimmten Größe. Kleine Flächen als Junglandwirt*in zu erwerben ist fast unmöglich und bestimmte in der nachhaltigen Gestaltung von landwirtschaftlich genutzten Flächen übliche Strukturen wie Hecken verhindern die Subventionierung eines ganzen Hofes. Im Anschluss an den Rundgang machten sich einige Motivierte trotz schlechten Wetters daran, die gerade stattfindende Möhrenernte zu unterstützen.

Neue alte Klamotten und Papierblöcke gab es Freitag beim Kleidertausch

Unser Papierpilz-Workshop fand sowohl Donnerstag und als auch Freitag- parallel zum Kleidertausch, statt. Hier haben Studierende die Gelegenheit genutzt und ihre eigenen, individualisierten Papierblöcke gestaltet und gebunden.
Donnerstag Abend ging es nochmal an die frische Luft zum postkolonialen Stadtrundgang mit Dresden Postkolonial. Vom Jorge-Gomondai-Platz über das Japanische Palais bis hin zur Yenidze wurden die Spazierenden an die oft scheinbar versteckten, aber so bekannten Orte rassistischer Geschehnisse Dresdens geführt. Fazit: Wir befinden uns auf dem richtigen Weg, aber er ist noch verdammt weit. Eine ganz wichtige Wegzehrung: Nicht zu viel studieren, sondern mehr engagieren und politisch Stellung beziehen!* In Kürze findet ihr zu unserem Stadtrundgang einen eigenen Artikel auf dem tuuwi-Blog.

Auch der gemütliche Kleidertausch am Freitag fand großen Anklang bei den Studierenden. Jede Menge Kleidung wanderte auf Tische und Kleiderstände und von dort wieder in die Hände neuer glücklicher Besitzer*innen. Bei Musik und Plätzchen herrschte durchgängig gute Stimmung im Raum. Wir haben uns sehr über die rege Beteiligung gefreut und werden schon bald die nächste Kleidertausch-Party veranstalten!
Nachmittags wurde mit einem Vortrag zur Ressourcennutzung in Smartphones und einem anschließenden Repaircafé der Bogen zur filmischen Einführung in die Woche geschlagen. Dipl.-Inf. Julian Harttung von der TU Dresden  verdeutlichte die einzelnen Stationen des Lebenszyklus’ eines Smartphones von der Herkunft der Rohstoffe bis hin zum Recycling. Es folgte eine angeregte Diskussion. Im Rahmen des Repair Cafés zusammen mit Aktiven von Greenpeace Dresden konnten anschließend alte Smartphones auseinandergebaut und in ihrem Aufbau genauer unter die Lupe genommen werden. Auch hier waren viele interessierte Teilnehmende zugange.

Freitag nahmen wir nach vorherigem theoretischen Input den Aufbau von Handys unter die Lupe

Samstag schlossen wir die ereignisreiche Woche mit einem Argumentationstraining gegen rechte Ideologien im Umweltbereich mit Dr. Nils Franke ab. Der gut besuchte Workshop begann mit einer Bestimmung und Unterscheidung der Begriffe Rechtsextremismus und Rechtspopulismus und führte in die Blut und Boden-Ideologie des Nationalsozialismus und ihre Verknüpfung mit der Natur ein. Danach wurden die Teilnehmenden anhand praktischer Texte und Internetzitate für die Verwendung von rechter Sprache im Umweltbereich sensibilisiert. Mit Ende der Veranstaltung fühlten sich alle Anwesenden gut gerüstet für den zukünftigen Umgang mit rechten Äußerungen.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schauen wir auf die Aktionswoche zurück und freuen uns auf die nächsten tuuwi-Aktivitäten: Im Frühjahr 2019 findet Teil 2 des Sensenworkshops zu insektenfreundlichen Wiesen statt. Nach der Theorie kommt nun die Praxis an der Sense!
Und ein besonderes Highlight: tuuwi turns 30!! Im Mai 2019 feiern wir unser 30-jähriges Bestehen mit euch. Eine Woche lang Spaß mit und rund um Nachhaltigkeit. Über Neuigkeiten halten wir euch natürlich hier auf dem Laufenden.

*Buchempfehlung der Rundgang-Initiator*innen: Arndt, Susan; Ofuatey-Alazard, Nadja (Hrsg.) (2011): Wie Rassismus aus Wörter spricht. Kerben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. Münster: Unrast Verlag.

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Text: Theresa Zakrzewski
Fotos: Jana Lintz

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