Bits&Bäume – Warum sich die Hacking- und die Ökobewegung stärker vernetzen sollten

Vermutlich gibt es derzeit so viele Subkulturen, wie nie zuvor: Fans und Aktive diverser Sportvereine und Sportarten, Musikfans, Auto-Tuner/innen, die LARP- und Mittelalter-Szene, Briefmarkensammler/innen, Hobbygärtner/innen, Religiöse Menschen, Partypeople, usw. Natürlich können sich die Gruppen auch beliebig überschneiden und sind in sich auch nicht homogen. Zwei dieser Subkulturen können mit “Hacker/innen- und Nachhaltigkeitsbewegung” einigermaßen umschrieben werden.

Beide befassen sich mit den beiden existenziellen Herausforderungen unserer Zeit: die einen mit der Digitalisierung und all ihren potentiellen gesellschaftlichen Verwerfungen, die anderen mit Nachhaltigkeit, also mit der Frage wie Zivilisation langfristig lebenswert und kompatibel mit den Naturgesetzen gestaltet werden kann.

Beide Communities haben jeweils spezielle Probleme erkannt und schlagen spezielle Lösungsansätze vor. Beide Gruppen leiden darunter, dass sie aus ihrer jeweils eigenen Blase nur sehr schwer rauskommen, was das Erzielen von Aufmerksamkeit für Probleme und vor allem für Lösungsansätze angeht. Beide haben in der Vergangenheit spezifische Erfahrungen gesammelt, Kompetenzen aufgebaut, Netzwerke geknüpft. Darum liegt es nahe, die beiden bisher weitgehend isolierten Blasen in Austausch zu bringen. Dieser Aufmerksamkeitsschub könnte auf beiden Seiten Frustration abbauen und Motivation erzeugen. Dabei können und müssen beide Communities viel über ihre Kommunikation lernen. Z.B.: “Wie kann man den FridaysForFuture-Schüler/innen erklären, dass WhatsApp und Instagram keine solide Basis für eine Nachhaltigkeitsbewegung darstellen?”, und “Wie schafft man unter den Teilnehmenden der GulaschProgrammierNacht ein Bewusstsein für die mit Fleischkonsum einhergehenden Probleme?”.

Diese kommunikativen Lernprozesse sind anstrengend, aber sie bieten das Potential, die Reichweite in den Rest der Gesellschaft zu vergrößern. Der erste absehbare Schritt dafür ist es, die wahrgenommenen Probleme so zu erklären, dass sie auch außerhalb der eigenen Blase nicht nur oberflächlich zur Kenntnis genommen (“Jährlich ein neues Smartphone zu kaufen, ist ökologisch nicht so cool.”) sondern in ihrer vollen Tragweite erkannt werden (“Die aktuelle Produktions- und Nutzungsweise von Elektronikgeräten wandelt unter teils unwürdigen und gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen mit enormem Energieaufwand wertvolle Rohstoffe in giftigen Abfall um – bei gleichgültiger Inkaufnahme blutiger Konflikten und massiver Umweltschäden.”).

Die Konferenz “Bits&Bäume 2018” hat einen sehr wichtigen Beitrag zu dieser notwendigen Vernetzung geleistet. Jetzt kommt es auf die Communities an, diesen Faden aufzunehmen und weiterzuspinnen statt ihn im Alltagsrauschen abreißen zu lassen. Die Organisator/innen der Konferenz rufen dazu auf, eigene lokale Veranstaltungen zum Themenkomplex Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu organisieren, die Sensibilisierung und den Vernetzungsgedanken in die Fläche zu tragen.

Die erste solche Veranstaltung – die Bits&Bäume Dresden – wird im Rahmen der Festwoche “30 Jahre TU-Umweltinitiative am 23.05. an der TU Dresden stattfinden, organisiert von vier Bits-und-Bäume-Teilnehmer/innen, u.a. unter Mitwirkung der Hochschulgruppe für Freie Software und Freies Wissen. Neben einem spannenden Vortrag und Diskussionsmöglichkeiten an verschiedenen Thementischen wird es reichlich Gelegenheit zur Vernetzung geben. Möge das der Auftakt zu vielen Bits&Bäume-Seitentrieben sein und damit ein Schritt auf dem Weg, die Digitalisierung vom Teil des Nachhaltigkeis-Problems zum Teil der Lösung zu machen.

Text: Carsten (B&B-DD-Orgateam, http://dresden.bits-und-baeume.org/)