Städte sind unsere Zukunft: Über Leben im Zukunfts(t)raum Stadt

Städte sind große, komplexe Gebilde und Lebensmittelpunkt vieler Menschen überall auf dem Planeten. Aufgrund des geselligen Wesens des Menschen, der weiter wachsenden Weltbevölkerung und der Eigenart von Städten, alle notwendigen und angenehmen Strukturen des Lebens zu bündeln, werden sie auch in Zukunft zentral für unsere Spezies sein. Damit diese riesigen Artefakte für all ihre Bewohner*innen nicht nur lebensnotwendige sondern auch lebenswerte Orte darstellen, muss sich aber noch einiges ändern. Die Umweltringvorlesung Über Leben im Zukunfts(t)raum Stadt. nimmt euch mit in die Beforschung des Stadtlebens, weist auf Konfliktpunkte und mögliche Lösungen hin. Organisiert und begleitet wird die Vorlesungsreihe von Luisa Zenker und Bruno Hessel. Wir haben uns die beiden geschnappt und ihnen einige Fragen gestellt.

Über Leben im Zukunfts(t)raum Stadt.

Welche Vorlesung der Veranstaltungsreihe interessiert euch am meisten?
Luisa und Bruno: Interessant finden wir persönlich alle Veranstaltungen. Besonders freuen wir uns aber auf die Exkursionen, welche vor allem im Sommer sehr schön sind. Dort sehen wir bereits Visionen einer besseren Stadt in der Praxis und können uns ein Bild vom tatsächlichen Dresden machen.

Gibt es nicht auch einen Trend zum Umzug auf das Land? Spielt dieser eine Rolle im Vergleich zum Städte-Trend bzw. existieren andere Gegenentwicklungen?
Luisa und Bruno: Klar, den gab und gibt es. Das nennt sich Suburbanisierung oder auch Stadtflucht. Es gibt aktuell eher den Trend, dass mehr Menschen wieder in Klein- und Mittelstädte ziehen wollen. Das zeigt, Stadt ist nicht immer gleich Megacity. Wir behandeln in der Umweltringvorlesung auch nicht nur große Städte, denn auch kleine Städte können tolle Visionen haben. Die Peripherisierung des Landes bleibt aber weiterhin in einigen Regionen bestehen und wächst weiter, wobei in anderen Regionen keine weitere Schrumpfung vorliegt. Auch hier gibt es nicht den einen Trend- auch Städte wachsen nicht immer.

Wenn das Leben in Städten unsere Zukunft bestimmt- glaubt ihr, dass alle Menschen in Städten glücklich werden können? Diese Form des Zusammenlebens bringt schließlich auch viele gesellschaftliche Probleme mit sich.
Luisa und Bruno: Sicherlich werden nicht alle Menschen in Städten glücklich werden. Die Stadt kann aufgrund ihrer Dichte und Fülle an Möglichkeiten für Manche sehr angenehm sein und viele Bedürfnisse erfüllen, für Andere ist das wiederum ungeeignet. Somit ist die gebaute Umgebung einer von vielen möglichen Faktoren für „Glück“. Das Leben in der Stadt kann unter Umständen nachhaltiger sein und Nachhaltigkeit macht- je nach Definition- schließlich mehrere Generationen „glücklicher“. Zum Beispiel haben wir kürzere Wege, die wir oft mit Rad und ÖPNV zurücklegen können und die Infrastruktur wird für viele und nicht nur eine Handvoll Menschen gebaut. Durch effizientes Bauen können Energie und Wohnraum eingespart werden. Es treffen viele Menschen und Generationen, Kulturen und Lebensstile aufeinander, was Vorurteile abbaut. Unter diesen Bedingungen kann das Leben in der Stadt das Leben in der Zukunft sein. Doch woran denken wir überhaupt, wenn die Worte Stadt und Land fallen? Bei Stadt denken Viele zunächst an Autos, Dreck, Grau, Lärm, Künstlich oder Schmutz. Bei Land denken Viele an eine idyllische Romantik mit weiten grünen Landschaften, Naturverbundenheit, Ruhe und Nähe. Aber stimmen diese Bilder? Vereinsamen nicht mehr Menschen auf dem Land, werden dort nicht viele Vorurteile gestärkt und sind die Landschaften wirklich grün oder doch eher voller Rapsfelder? Selbst Wildbienen finden in der Stadt leichter schöne, blumige Ecken als auf dem Land. Wir sollten diese Bilder vom Land in die Stadt holen- Stadtlandwirtschaften errichten, Ruhe in den Verkehr bringen, die Nähe zu den Nachbar*innen neu aufbauen. Die Stadt bietet so viele Potenziale, die wir nutzen können um die Lage zum Guten zu ändern. Natürlich kann nicht verlangt werden, dass jeder Mensch in der Stadt glücklich wird, aber die Stadt kann um einiges schöner sein, als es momentan den Anschein hat.

Hat die Vorlesungsreihe eine bestimmte Zielgruppe? Für wen lohnt sich der Besuch besonders?
Luisa und Bruno: Da wir an einer Technischen Universität sind spricht das Thema Stadt möglicherweise zunächst Studierende in planerischen Disziplinen wie Städtebau, Architektur, Verkehr und ähnliche an. Da in der Stadt aber so vieles zusammenkommt und zusammenspielt, ist die Veranstaltungsreihe sicherlich für Studierende jeglicher Fachrichtungen interessant. Außerdem können besonders auch Menschen, die aktuell nicht studieren, gern bei uns vorbeischauen.

Gibt es Begleitmaterial?
Luisa und Bruno: Das gibt es. Wir stellen die Vorlesungspräsentationen bereit und nehmen die Vorträge als Podcast zum Nachhören auf. Beides ist dann auf OPAL abrufbar. Außerdem wird es analoges Begleitmaterial in Form eines Heftes geben. Das wird bei der ersten Vorlesungsveranstaltung ausgegeben.

In der Beschreibung der Umweltringvorlsung fragt ihr danach, von welchen Visionen die Leute heute in einer Stadt von morgen träumen. Von welcher Vision für Dresden träumt ihr?
Luisa und Bruno: In unserer persönlichen Utopie von Dresden ist vieles anders: Es ist eine Stadt mit vielen Fahrradfahrer*innen und Nutzer*innen des ÖPNV und mit keinem bis sehr geringem motorisierten Individualverkehr. Es gibt viele Hausprojekte, in welchen die Menschen nicht von großen Immobilienbetrieben abhängig sind. Außerdem gibt es sehr viel mehr Stadtgrün. Parks und solidarische Landwirtschaften. Klimaneutral ist sie natürlich auch und noch so vieles mehr, was alles in der URV diskutiert werden kann und soll.

Warum sollten die Studierenden gerade zu eurer Vorlesung kommen, wo es doch so viele verschiedene gibt, die besucht werden können?
Luisa und Bruno: Die Studierenden können zu unserer Vorlesung kommen, wenn die Themen für sie spannend sind. Es ist immer besonders toll, wenn Menschen zu uns kommen, die sich tatsächlich für den Vortrag interessieren und im Anschluss noch viel zu diskutieren und hinterfragen haben. Daher ist es gar nicht so wichtig, einen vollen Hörsaal vor uns zu haben, sondern vielmehr, dass alle etwas für sich mitnehmen können, neue Blickwinkel auf Zusammenhänge entdecken oder inspiriert werden. Die Vorlesung bietet einen breiten Ansatz und es wird kein Vorwissen benötigt. Es wird praktisch, es wird diskutiert, es ist progressiv und vor allem von Studierenden.

HARD FACTS:

Über Leben im Zukunfts(t)raum Stadt.

    • Start: 08.04.2019
    • Zeit: Montag, 6. DS 16:40-18:10 Uhr
    • Ort: HSZ 403
    • Ansprechmenschen: Luisa Zenker, Bruno Hessel

Interview und Beitrag: Theresa Zakrzewski
Foto: Moritz Schlieb