Experiment: “Eine Woche ohne Abfall” – Tag 3: Laborabfälle (mit Geschäftsidee)

Heute kommt das angekündigte Special zu Laborabfällen. Ich hoffe, dass das auch für die Nicht-Biologen (bzw. Mediziner, oder sonstige Menschen, die damit im Alltag zu tun haben) interessant ist und werde mich bemühen, alle Gedanken verständlich zu erläutern.

ca. 450
Heute von mir eingesparte Impfösen, Pro Packung 50 Stück, macht insgesamt knapp 450.

In allen Laboren, in denen ich bis jetzt gearbeitet habe, sind Einwegprodukte an der Tagesordnung gewesen. Gute Forschung ist wichtig – und gute Forschung hängt unter anderem damit zusammen, dass die vorhandenen Datenmengen ausreichend groß sind. Viele der Biologen, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, sind sehr begeistert und überzeugt von ihrer Arbeit und verbringen sehr viel Zeit im Labor, aber auch beim Förderanträge schreiben und Reisen zu Tagungen und ähnlichen Veranstaltungen. Außerdem ist es so, dass Stellen oft nur befristet sind und die Möglichkeit, weiter in diesem Beruf arbeiten zu können stark damit zusammen hängt, wie viele Publikationen jemensch veröffentlicht. Entsprechend existiert der Wunsch nach zeitsparenden Verfahren zur Datenerhebung. Ein nicht geringer Teil der Arbeit, die im Labor anfällt, hat (auch in der aktuellen Situation mit vielen Einwegprodukten) nicht direkt etwas mit den Proben und wissenschaftlichen Fragestellungen zu tun, sondern ist “schnödes” Drumherum: Dafür sorgen, dass ausreichend keimfreies Material zur Verfügung steht, kontaminierte Geräte und Einwegprodukte ungefährlich machen (und auch so Dinge wie Pflege von  Versuchs-Lebewesen, wobei das bzgl. Müll in meinen Augen keine so hohe Relevanz hat).

Entsprechend ist es durchaus verständlich, dass Einwegprodukte, vor allem, wenn sie steril geliefert werden, gern gesehen sind, obwohl sie durchaus oft etwas teurer sind als die Verwendung von Mehrwegprodukten.

Drei Metallimpfösen

Konkretes Beispiel: meine heutige Tätigkeit im Labor: ich habe Bakterien auf Agar Platten ausgestrichen, und zwar mit sogenannten Impfösen. Die müssen steril sein, da ich ja nur mein vorhandenes Isolat ausbringen will. Links sieht man die Menge an Impfösen, die ich hätte verwenden können. Die können steril gekauft werden. Eine Alternative sind Metall-Impfösen. Die sind nur steril, wenn sie im Brenner abgeflammt wurden – dazu werden sie so lange in der Brenner gehalten, bis sie rot glühen, was immer so ca. 4-5s Sekunden dauert. Danach sind sie allerdings noch ziemlich heiß, was sich nicht so gut macht, wenn man lebende Zellen übertragen möchte – also muss die Impföse noch auskühlen. Pro steriler Impföse würde ich sagen, werden bei der Mehrweg-Variante ca. 7 – 8s mehr gebraucht.

Auf die 450 heute von mir benötigten sterilen Impfösen, macht das eine knappe Stunde mehr Arbeit. Ein bisschen Zeit lässt sich sich sparen, wenn mehrere Metallimpfösen abwechselnd verwendet werden, weil dann immer eine Abkühlen kann, während die andere in Benutzung ist. Da der Lange Schritt aber das Abflammen ist, ist war ich damit heute trotzdem ca. eine Dreiviertelstunde länger dort. Noch besser wäre es, wenn es zum Beispiel eine Tisch-Maschine mit kleinem, langsam laufenden Förderband gäbe, die mir das “in die Flammen halten” der Impföse ersparen würde, da das Metall automatisch durch die Flamme laufen würde.

Eine Metallimpföse beim Ausglühen

Die Impfösen-Sache ist momentan für mich der einzige Punkt, wo ich individuell im Labor relevant Abfall vermeiden kann. Andere Möglichkeiten, z.B. eine schlaue Mehrfachverwendung von Einwegartikeln, wie (Zellstofftuch, mit dem zuerst ein Tischdesinfektionsmittel verwischt wurde, später noch für verschüttete Bakeriensuspension verwenden) bzw. bedachtes Arbeiten (erst gar keine Bakteriensuspension verschütten) existieren daneben aber auch. 

Der Müllberg, der trotzdem noch entsteht, ist enorm. In meinem Projekt werden auch sehr viele Petrischalen verwendet. Hier gibt es prinzipiell Alternativen aus Glas oder Edelstahl. Wenn die angewendet werden würden (was ich sehr wünschenswert fände), müsste aber im Arbeitsablauf einiges geändert werden. Die Menge an Einweg-Petrischalen, die ich heute benutzt habe werden morgen weg geschmissen, für die 113 verwendeten Petrischalen und noch etwa 3kg weiteren Müll sind dann insgesamt (bis zum Abholen des nicht mehr infektiösen Mülls durch die Müllabfuhr) vielleicht noch maximal 10-15 Minuten Arbeitszeit notwendig (Runtertragen des infektiösen Mülls zum Autoklaviergerät, Anschalten des Autoklaviergeräts + Einstellungen/Wartung, Ausräumen des Autoklaviergeräts, Transport von dort in eine Mülltonne). Bei Mehrwegmaterial würde das alles deutlich anders aussehen. Das Autoklavieren (Erhitzen der Petrischalen unter Druck um die Bakterien ab zu töten) wäre das selbe wie zuvor. Dann müsste der Agar wahrscheinlich manuell aus den Petrischalen entfernt werden. Das würde mindestens 20min dauern, dann kämen die Platten in die Spülmaschine (Ein- und Ausräumen, Einstellungen: mindestens 20min), und dann in den Heißluftsterilisator (15 Min Arbeit).

Fazit: Es dauert.

Da im Abfallfreien Labor der Zukunft vieles gereinigt werden muss, nehmen die Reinigungsräume viel mehr Platz ein.

Größte Abfallquellen im Moment sind (zumindest in meiner Wahrnehmung, die natürlich stark damit zusammen hängt, was ich mache): Petrischalen, Impfösen, Einweghandschuhe, Pipettenspitzen, Zellstofftücher, Platikgefäße mit Deckel (“Eppis” und “Falcon Tubes”). Natürlich oft in Kontakt mit verschiedenen Chemikalien und Lebewesen – in meinem Traum Labor müsste sich also auch genau überlegt werden, was wie unschädlich gemacht wird, und wie sich alles gut reinigen lässt.

Wäre das nicht mal eine Geschäftsidee? (Wobei es z.T. so ist, dass nur für ein paar Monate ganz viele Petrischalen gebraucht werden, und dann wieder nicht – vielleicht ein Mehrweg-Labormaterial-Verleih?)

Politisch muss da natürlich auch was gehen, denn in der aktuellen Situation hätte niemand die Zeit, diese ganze Reinigungsarbeit zu machen. Im Minimalfall müssten mehr Technische Assistent*innen o.Ä. eingestellt werden, im optimalen Fall ist der Druck, ständig publizieren zu müssen aus dem gesamten System raus, und es ist in Ordnung, wenn die Daten in langsamerem Tempo eintrudeln. Das wäre wohl nicht nur für die Müllvermeidung gut…

Ich fänd es spannend, zu erfahren, wo in eurem Arbeits- oder Studien-Alltag (viel) Müll anfällt, und wo und wie ihr euch eine Zukunft vorstellen könntet, wo dort kein Abfall mehr produziert wird. Was sind dort die Probleme, über die sich Gedanken gemacht werden müssten? Schreibt gern einen kurzen oder längeren Text dazu, und schickt ihn an info@tuuwi.de, wir veröffentlichen ihn gern hier im Blog. (Oder nutzt die Kommentarfunktion. Oder facebook, twitter, Brief – wobei, Papierverbrauch…)

Lesetipp: Theresa, die die Ressourceneffizienz-Ringvorlesung organisiert hat ihre Erfahrungen bei einer Betonrecyclinganlage (Nestler) aufgeschrieben. Vielleicht erinnert ihr euch: der Größte Masseanteil an Müll kommt vom Bau und Bergbau.

Wie aus Bauschutt Beton entsteht – Ein Exkursionsbericht

Die Umweltringvorlesung „Aus Wenig mach Mehr – Ressourceneffizienz in Theorie und Praxis“ veranstaltet dieses Semester für alle TeilnehmerInnen und Interessierten drei Themen-Exkursionen. Die erste Exkursion führte uns am 08.11. zum Unternehmen Nordmineral auf dem Hammerweg 35 in Dresden, eine Kooperation der Firmen Nestler und Amand. Hier werden mineralische Bauabfälle verwertet und mineralische Recycling- und Natursteinprodukte, Ziegelsplitte und Substrate hergestellt. Beide Firmen sind unter anderem in den Bereichen Abriss, Tiefbau und Entsorgung von Bauabfällen tätig. Das bei Nordmineral verwendete Material wird daher durch die Dienstleistungen der Firmen bereitgestellt.


Roter Sand, eines von vielen Recyclingprodukten bei Nordmineral

Die Recycling-Tätigkeiten standen hierbei für die Umweltringvorlesung im Mittelpunkt. Denn die Baubranche produziert deutschlandweit den meisten Abfall.
Die Besichtigung des Werksgeländes machte eindrucksvoll deutlich, wie groß das Potenzial an recyclingfähigem Material ist und wie einfach Recycling vor sich gehen kann. Bereits der Erdaushub einer Baugrube kann durch Sieben, Zerkleinern und Mischen zu „neuen“ Substraten verarbeitet werden. Aus Beton entsteht Betonsplitt, der beim Straßen- und Wegebau zum Einsatz kommt und aus Asphalt wird Asphaltgranulat gewonnen, das bei der Herstellung von frischem Asphalt verwendet wird. All diese Verarbeitungsprozesse geschehen unter dem Oberbegriff der Abfallentsorgung. Dabei erfüllen die Recyclingprodukte den gleichen Zweck wie die Naturprodukte und sind diesen in den meisten Fällen qualitativ ebenbürtig.


Die Mischanlage bei der Arbeit

Für die ExkursionsteilnehmerInnen besonders interessant war die Herstellung von Recyclingbeton in Form der sogenannten Nestler-Blöcke, die bei Nordmineral stattfindet. Das Konzept stammt von der niederländischen Firma Betonblock, mit der Nestler seit 2014 kooperiert. Dazu wurden eine spezielle, mobil einsetzbare Mischanlage sowie 24 Gussformen nach Dresden geliefert. Die Blöcke werden aus Recycling-Sand, Recycling-Ziegelsplitt (Mauer- und Dachziegel sowie Keramik), Wasser und Zementsand gefertigt. Zur Demonstration wurde für uns ein frischer Block in Form gegossen. Die Recyclingmaterialien nehmen einen Anteil von zwei Dritteln ein. Die Blöcke sind zertifiziert und vielfältig einsetzbar. Eine Möglichkeit ist die Absicherung von Veranstaltungen durch das Aufstellen der Blöcke. Stabilität und Sicherheit bringen die Blöcke hierbei aber erst durch systematisches Stapeln in mindestens zwei Etagen. Verwendung finden die Nestler-Blöcke aber auch als Carport, Lagerbox, Hangbefestigung oder Hochwasserschutz.


Die Nestler-Blöcke als Lagerbox

Bevor Amand und Nestler sich zu ihren umfangreichen Recycling-Maßnahmen entschlossen, fiel eine teure Entsorgung der Abfälle an. Das Material wurde von der Baustelle zum Wertstoffhof transportiert, wo belastete, umweltgefährdende Anteile herausgefiltert wurden. Das unbedenkliche Material wurde zum Beispiel zu Gruben weitertransportiert, die man damit verfüllte und gleichzeitig den „Müll“ entsorgte. Die bedenklichen Anteile gelangten kostenpflichtig auf die Deponie. Die jetzige Verwertung des anfallenden Materials spart also Transport- und Entsorgungskosten und bringt durch den Verkauf nach der Aufbereitung zusätzlichen Gewinn.

Recycling liegt gesellschaftlich im Trend und auch die Bundesrepublik hat sich mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz der umfangreichen Verwertung von scheinbarem Müll verpflichtet.
Im Bauwesen stoßen Recyclingbaustoffe jedoch auf verschiedene Hindernisse. Zum einen sorgen strenge gesetzliche Bestimmungen für eine starke Einschränkung der Einsatzfähigkeit. Wird zum Beispiel eine neue Straße gebaut, müssen die Baumaterialien Schadstoff-Grenzwerte einhalten, um dem Boden nicht zu belasten. Die Grenzwerte sind hoch und stehen nicht in Relation zur Nutzung des umliegenden Gebietes (beispielsweise durch konventionelle Landwirtschaft mit starker Düngung) oder der natürlichen Beschaffenheit des vorhandenen Substrates (beispielsweise natürliche radioaktive Belastung). Hinderlich ist zum anderen die fehlende Akzeptanz von Recyclingbaustoffen bei der Bevölkerung. Aufgrund von optischen Unterschieden beziehungsweise Mängeln, Misstrauen oder Unwissenheit werden die Materialien von Privat- wie auch Gewerbekunden oft abgelehnt.

Fazit: Recycling von Baumaterialien wird in Dresden betrieben und die Produkte können auch für den privaten Gebrauch erworben werden. Die Qualitäten und besonderen Merkmale sind jedoch vielen Menschen noch unbekannt. Es ist eine Menge Aufklärungsarbeit nötig, um die gesellschaftliche Akzeptanz für Recycling im Baubereich zu erhöhen. Mit einer stärkeren Nachfrage und Ausrichtung auf Recycling könnten dann auch die Gesetze in Bewegung geraten.

Text und Fotos: Theresa Zakrzewski

Experiment: “Eine Woche ohne Abfall” – Tag 2: Umweltzerstörung und Selbstzerstörung?

Hallo alle miteinander,

TauschRausch steht an einem Whiteboard im Stura. ganz schön spät schon, ich komme gerade vom TauschRausch (Umsonst- und Verschenk-Markt in der Stura-Baracke) und bin schon relativ müde, deswegen nur ein paar kurze Gedanken.

Mein Tag begann mit einem doch ungewöhnlich frühen Aufstehen (halb 8), zum Frühstück gabs eine Banane. Auf das Müsli wollte ich verzichten, da es in Plastik verpackt war, ich also indirekt durch das Müsli-Essen meine Müllmenge erhöhen würde (wie übrigens auch wenn ich Duschbad, Zahnpasta oder Zahnbürste benutze). Halb 9 war ich in der Uni und hatte einerseits wieder eine Menge Laborarbeit vor mir, andererseits auch die letzten Vorbereitungen für diesen eben genannten TauschRausch.

Wer es noch nicht gemacht hat, kann es sich vielleicht nicht vorstellen: Auch die kleinste Veranstaltung ist (für den/die Veranstalter*in) mit Arbeit verbunden: Hier noch eine Herdplatte ranorganisieren, da mit Co-Veranstalter(inne)n telefonieren, sich überlegen, wie alles aufgebaut werden soll, nochmal telefonieren, Helfern die eigenen Ideen vorstellen und daraus Arbeitsaufträge ableiten… Oft echt schöne Arbeit, vor allem, wenn mensch davon überzeugt ist, das es gut ist was mensch macht. Aber halt Arbeit.  Kann stressig sein – vor allem mit Hunger.

Kleiderleine beim TauschRausch

Aber chronologisch: Wie ging mein Tag dann weiter? Nachdem ich erst kurz im tuuwi-Büro und dann 4 Stunden im Labor war, war mir die eine Banane irgendwie doch zu wenig. Mensa-Karte hatte ich leider vergessen und auch nur sehr wenig Bargeld dabei. Keinen Bock auf Supermarkt (wegen Müll und… Supermarkt halt). Bändern? Wäre durchaus eine Option gewesen. Wobei ich dafür eine gewisse Entspanntheit brauche – um mit schiefen Blicken und eventuellen Nachfragen umgehen zu können. Enspanntheit war aber nicht vorhanden – Hunger halt, und dazu noch die Frage: Klappt heute Abend alles bei dem TauschRausch? Bäckerei war dann die gewählte Option. Leider hatte mein “Bitte ohne Tüte” dort zur Folge, dass ich das Brötchen in einer Papierserviette gereicht bekam. Mist. Dann gings wieder zurück zu meinen Bakterien.

Gegen halb fünf verließ ich das Labor, immer noch hungrig und ohne Lust aufs Bändern, aber mittlerweile ganz ohne Bargeld. In der Stura-Baracke, wo ja auch das tuuwi-Büro ist, dachte ich darüber nach, wie sinnlos es doch ist, hungrig zu bleiben, nur um es sich selbst und der Welt da draußen (also euch Lesenden) zu zeigen. Daraufhin machte ich mir eine Schüssel von Couscous (das natürlich in der 500g-Plastikverpackung im Büro herumstand).

Wasserkocher, Eiswürfelform, Weihnachtsdeko, Lockenstab, Tassen, Tasche, Salzstreuer
Das gab es zum Beispiel beim TauschRausch

Der TauschRausch war dann letztendlich echt schön – Für mich zumindest, ich hoffen, den Teilnehmer*innen hat es auch gefallen. Letztendlich habe ich bei der Veranstaltung noch jede Menge leckere Sachen gegessen – viele davon verpackt, aber alles von der Dresdener Tafel, die uns mit Lebensmitteln versorgten, die auch dort zu viel waren, also gewissermaßen Abfallvermeidung.

Was ich über den Tag allerdings versemmelt habe, ist das Sammeln meines Mülls – heute gibt es davon also kein Foto.

Je länger ich jedenfalls darüber nachdenke, wo überall (quasi) durch mich Abfall entsteht, desto krasser finde ich das. Und das hat schon jetzt zumindest den Effekt gehabt, dass ich weniger gegessen habe, als ich Hunger hatte.

Mein Fazit für diesen Tag lautet: Gute Vorbereitung ist wichtig (zum Beispiel Stulle schmieren) und Selbstzerstörung ist keine gute Strategie, um gesellschaftspolitisch etwas zu bewegen.

 

 

Experiment “Eine Woche ohne Abfall”: Tag 1 – das Gute: Spaß – das Schlechte: Kassenbons

Birnenkerngehäuse, Kassenzettel, Kronkorken, Wundverband

Den ersten Blogeintrag findet ihr hier.

Heute ist Montag, der 20.11.2017 und ich vermeide Abfall. Ich kann schon mal sagen: bis jetzt habe ich Spaß daran.

Mein Tag begann heute mit einem Arzttermin. Ich wurde untersucht, und war über froh darüber, dass nicht noch die Körperflüssigkeiten früherer Patienten an den Geräten hingen. Aus einer Abfallvermeidungssicht sind Einwegprodukte Mist – aus einer medizinischen in vielen Fällen der praktischste und sicherste Weg. Hier entstand also durch mich eine gewisse Menge Müll. (Außerdem habe ich gerade noch eine kleine Verletzung, bei der ich jeden Tag den Wundverband wechsele.)

Birnenkerngehäuse, Kassenzettel, Kronkorken, Wundverband
Privat-Müll Tag 1

Weiter ging es mit dem Frühstück, das ich beim Supermarkt besorgte. Die Brötchen aus dem Selbstbedienungsregal kamen in meine Plastikdose, außerdem gab es eine unverpackte Birne aus Italien (Hö!? Was war nochmal mit regionaler, saisonaler Ernährung?! Ich hatte Hunger und könnte besser planen, würde ich sagen…). An der Kasse erfuhr meine Brötchen-Verpackung ein positives Feedback (“Das ist ja niedlich – find ich gut”). Ich erzählte dann auch gleich von der europäischen Abfallvermeidungswoche, und dass ich das mit dem Müll-Vermeiden jetzt mal ausprobiere. Der Kassenzettel wurde trotzdem gegen meinen Willen ausgedruckt (“Eine Zeit lang konnten das die Kunden mal selbst entscheiden, aber die meisten wollten das sowieso, also kriegen jetzt wieder alle eine Quittung”). Immerhin dazu noch die Info: die sind aus recycletem Papier. Thermopapier, als dem die meisten Kassenzettel und Fahrkarten bestehen, gehört übrigens nicht in den Papier- sondern in der Restmüll (zumindest in Wien, das Dresdener Abfall-ABC hat dazu keine Angaben – ich rufe morgen mal bei der Abfallberatung an, und finde das für Dresden heraus), was daran liegt, dass dort giftige Verbindungen, z.B. Bisphenole, enthalten sein können.  Dass ich das Ausdrucken der Quittung als Kunde nicht verhindern kann, fand ich schockierend. Hier wäre zum Beispiel eine Stelle, wo mensch politisch mal reinhaken könnte. Die meisten Zettel fliegen ja doch meistens sofort in den Müll. Laut kurzer Internetsuche gibt es im Moment leider keine Initiative, die dieses Thema bearbeitet. Wisst ihr da mehr als ich? Wenn ihr sowas gründen wollt, könnt ihr euch ja in den Kommentaren verabreden – oder mal beim tuuwi-Plenum vorbei kommen – in den Mensen gibts das ja auch, und das wäre vielleicht ein erster Ansatzpunkt.

Laborabfälle: Petrischalen mit Agar und Bakterien, Impfösen, Handschuhe, Zellstofftücher, Pipettenspitzen
Laborabfälle: Petrischalen mit Agar und Bakterien, Impfösen, Handschuhe, Zellstofftücher, Pipettenspitzen uvm.

Frisch gestärkt machte ich mich auf den Weg ins Labor, wo ich momentan die Daten für meine Bachelorarbeit erhebe. Ich studiere Biologie und arbeite mit Bakterien, die unter Umständen auch Krankheiten auslösen können. Um die Proben nicht zu vermischen und mich selbst nicht in Gefahr zu bringen, ist es hier natürlich wichtig, auf Sauberkeit zu achten. Genauer gesagt: Keimfreiheit ( = Sterilität). Und da haben wir wieder ein ähnliches Problem, wie schon morgens beim Arzt: Am praktikabelsten sind sterile Einwegprodukte und manchmal sind sie auch die einzige verfügbare Lösung. Mehr zu dem Thema schreibe ich hier an einem anderen Tag dieser Woche.

Bratkartoffeln, Mischgemüse, Quark-Dip
Mein Gebändertes Abendessen. Lecker und Kostenlos

Nach getaner Arbeit führte mich mein Weg in die Mensa zum Abendangebot. In den Tablettabgabeständern wurde ich auch gleich fündig: was die anderen für Müll hielten, war dann doch noch ein ganz gutes Abendessen: Bratkartoffeln mit Mischgemüse, Dip und ein kleines Stück Hähnchenbrust im Knuspermantel. Das “containern” in Mensen hat übrigens einen eigenen Namen: Bändern. Abfall von anderen genutzt und auch noch Geld gespart. So macht das Spaß. Ein paar irritierte Blicke gab es auch, aber damit kann ich mehr als sehr gut leben. Irritation ist ein Auslöser fürs Nachdenken. Auch da blökte ich einfach nochmal in die Runde “es ist europäische Abfallvermeidungswoche” und ließ es mir schmecken.

Experiment “Eine Woche ohne Abfall”: Tag 0 – Vorbereitungen

Hallo,

ich bin Henrike.

Seit Jahren bin ich in der tuuwi aktiv, und versuche, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

In dieser Woche dreht sich bei der tuuwi (aber auch im großen Europa) alles um die Abfallvermeidung. Das habe ich für mich als Anlass genommen, in dieser Woche mal aus zu probieren, was das Minimum an Müll ist, das ich verursachen kann.  Manu hat mich gefragt “warum schreibst du dann nicht darüber einen Blog?” und tadaaaa… hier ist er. Von heute an eine Woche lang jeden Tag.

Warum will ich meinen Abfall reduzieren? Eigentlich, ums einfach mal zu machen. Müll hat einen schlechten Ruf – irgendwie ist es also angeraten, wenig davon zu verursachen. Bei vielen Dingen leuchtet das ein: Wenn ich langlebige Produkte (z.B. Kleidung) kaufe und die falls notwendig repariere, müssen insgesamt weniger solcher Dinge produziert werden – also weniger Ressourcen- und Energieverbrauch bei der Produktion, weniger Menschen, die sie unter beschissenen Arbeitsbedingungen hergestellt haben, weniger Energieverbrauch, um sie irgendwie wieder nutzbar zu machen und weniger nicht verwertbare Reste, die auf Deponien abgelagert werden. Bei manchen Situationen ist die Sinnhaftigkeit weniger klar: was bringt es mir, den Apfelgriebsch mitzuessen? Der Nährstoffgehalt ist gering und vielleicht ist es gar besser, nicht die Kanalisation mit den Ballaststoffen füllen sondern sie lieber direkt über den Biomüll kompostieren zu lassen.

Das weite Feld Verpackungsmüll ist auch höchst komplex. Da steht mensch im Supermarkt vor dem Gemüseregal und fragt sich “unverpackte konventionelle- oder verpackte Bio-Paprika?”. (Die konsequentere Antwort wäre vermutlich: “Warum willst du Ende November noch Paprika? Nimm doch lieber eine rote Bete aus der SoLaWi von nebenan”.)  Außerdem ist es ja möglich, dass eingeschweißte Lebensmittel, länger haltbar sind – es also sein kann, sich zwischen Lebensmittel wegschmeißen oder Plastikverpackung wegschmeißen entscheiden zu können (was sowohl den Handel als auch den Endverbraucher betreffen kann).

In wieder anderen Situationen ist es recht klar, dass Abfallvermeidung sinnvoll ist: Einwegartikel, die ich sehr einfach durch langlebige Gegenstände ersetzen kann. Aus dieser Überlegung heraus ergibt sich auch meine Ausrüstung für die kommende Woche (und darüber hinaus? Ist wohl wünschenswert).

kleines Handtuch, Keramik-Kaffeebecher, Plastikdose, Messer, Gabel, Löffel
Meine Ausrüstung für die Abfallvermeidungswoche

Einweghandtücher, Coffee-to-go-Becher und Plastikbesteck werde ich so nicht brauchen. (Kaffeebecher und Plastikbesteck vermeide ich bisher auch so ganz gut, aber ich will für alles gewappnet sein.) Das mit dem Handtuch wird sicher spannend. Essensreste pack ich in die Plastikdose – zur Lebensmittelverschwendungseingreunzung.

Noch ein interessanter Fakt, den ich gerade beim Durchstöbern des Internets erfahren habe: Das, was man als Siedlungsmüll bezeichnet – also Hausmüll, Müll von öffentlichen Einrichtungen und kleinen Unternehmen – macht (auf die Masse bezogen) gerade mal etwa 10% des Gesamtabfalls aus. Der größte Teil sind mineralischer Abfall und Boden, die überwiegend aus Bau- und Abbruchtätigkeiten und dem Bergbau stammen. Wenn das Ziel also sein sollte, dass absolut möglichst wenig Abfall entsteht, machen die Haushaltsabfälle (also das, was ich in dieser Woche verringere) echt wenig aus. Und auch so: reine Konsummusteränderung hat oft weniger Effekt, als politisches Engagement.

 

Was denkt ihr? Ist Abfallvermeidung sinnvoll? Wo und wo nicht?

PS: Montag Abend, 20:30, Kino im Kasten. “A Plastic Ocean”. KOSTENLOS.

 

 

 

Europäische Woche der Abfallvermeidung

tuuwi-Plakat zur Abfallvermeidungswoche, grün mit weißer schrift, mülltonne, taube und blumenSchon gestern startete die europäische Abfallvermeidungswoche, bei der die tuuwi dieses Jahr zum ersten mal mit von der Partie ist. Am Montag (20.11.2017) zeigen wir im Kino im Kasten den Film “A Plastic Ocean“, am Dienstag geht es weiter mit dem TauschRausch, einem Verschenk- und Umsonstmarkt (18-20 Uhr in der Stura-Baracke, George-Bähr-Straße 1e). Am Freitag und Samstag finden die Projekttage Nachhaltiger Campus zum Thema Abfallvermeidung statt – Studis können sich dazu im OPAL anmelden, aber auch alle anderen sind herzlich willkommen. Außerdem wird Henrike in der Abfallvermeidungswoche versuchen, so wenig Abfall wie möglich zu verursachen und hier im tuuwi-Blog davon berichten.

Außerdem gibts europaweit Aktionen und auch in Dresden sind wir nicht die einzigen Akteure. Mehr dazu findet ihr auf dieser interaktiven Karte.

Seid dabei, macht mit und erzählts weiter.