Wie aus Bauschutt Beton entsteht – Ein Exkursionsbericht

Die Umweltringvorlesung „Aus Wenig mach Mehr – Ressourceneffizienz in Theorie und Praxis“ veranstaltet dieses Semester für alle TeilnehmerInnen und Interessierten drei Themen-Exkursionen. Die erste Exkursion führte uns am 08.11. zum Unternehmen Nordmineral auf dem Hammerweg 35 in Dresden, eine Kooperation der Firmen Nestler und Amand. Hier werden mineralische Bauabfälle verwertet und mineralische Recycling- und Natursteinprodukte, Ziegelsplitte und Substrate hergestellt. Beide Firmen sind unter anderem in den Bereichen Abriss, Tiefbau und Entsorgung von Bauabfällen tätig. Das bei Nordmineral verwendete Material wird daher durch die Dienstleistungen der Firmen bereitgestellt.


Roter Sand, eines von vielen Recyclingprodukten bei Nordmineral

Die Recycling-Tätigkeiten standen hierbei für die Umweltringvorlesung im Mittelpunkt. Denn die Baubranche produziert deutschlandweit den meisten Abfall.
Die Besichtigung des Werksgeländes machte eindrucksvoll deutlich, wie groß das Potenzial an recyclingfähigem Material ist und wie einfach Recycling vor sich gehen kann. Bereits der Erdaushub einer Baugrube kann durch Sieben, Zerkleinern und Mischen zu „neuen“ Substraten verarbeitet werden. Aus Beton entsteht Betonsplitt, der beim Straßen- und Wegebau zum Einsatz kommt und aus Asphalt wird Asphaltgranulat gewonnen, das bei der Herstellung von frischem Asphalt verwendet wird. All diese Verarbeitungsprozesse geschehen unter dem Oberbegriff der Abfallentsorgung. Dabei erfüllen die Recyclingprodukte den gleichen Zweck wie die Naturprodukte und sind diesen in den meisten Fällen qualitativ ebenbürtig.


Die Mischanlage bei der Arbeit

Für die ExkursionsteilnehmerInnen besonders interessant war die Herstellung von Recyclingbeton in Form der sogenannten Nestler-Blöcke, die bei Nordmineral stattfindet. Das Konzept stammt von der niederländischen Firma Betonblock, mit der Nestler seit 2014 kooperiert. Dazu wurden eine spezielle, mobil einsetzbare Mischanlage sowie 24 Gussformen nach Dresden geliefert. Die Blöcke werden aus Recycling-Sand, Recycling-Ziegelsplitt (Mauer- und Dachziegel sowie Keramik), Wasser und Zementsand gefertigt. Zur Demonstration wurde für uns ein frischer Block in Form gegossen. Die Recyclingmaterialien nehmen einen Anteil von zwei Dritteln ein. Die Blöcke sind zertifiziert und vielfältig einsetzbar. Eine Möglichkeit ist die Absicherung von Veranstaltungen durch das Aufstellen der Blöcke. Stabilität und Sicherheit bringen die Blöcke hierbei aber erst durch systematisches Stapeln in mindestens zwei Etagen. Verwendung finden die Nestler-Blöcke aber auch als Carport, Lagerbox, Hangbefestigung oder Hochwasserschutz.


Die Nestler-Blöcke als Lagerbox

Bevor Amand und Nestler sich zu ihren umfangreichen Recycling-Maßnahmen entschlossen, fiel eine teure Entsorgung der Abfälle an. Das Material wurde von der Baustelle zum Wertstoffhof transportiert, wo belastete, umweltgefährdende Anteile herausgefiltert wurden. Das unbedenkliche Material wurde zum Beispiel zu Gruben weitertransportiert, die man damit verfüllte und gleichzeitig den „Müll“ entsorgte. Die bedenklichen Anteile gelangten kostenpflichtig auf die Deponie. Die jetzige Verwertung des anfallenden Materials spart also Transport- und Entsorgungskosten und bringt durch den Verkauf nach der Aufbereitung zusätzlichen Gewinn.

Recycling liegt gesellschaftlich im Trend und auch die Bundesrepublik hat sich mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz der umfangreichen Verwertung von scheinbarem Müll verpflichtet.
Im Bauwesen stoßen Recyclingbaustoffe jedoch auf verschiedene Hindernisse. Zum einen sorgen strenge gesetzliche Bestimmungen für eine starke Einschränkung der Einsatzfähigkeit. Wird zum Beispiel eine neue Straße gebaut, müssen die Baumaterialien Schadstoff-Grenzwerte einhalten, um dem Boden nicht zu belasten. Die Grenzwerte sind hoch und stehen nicht in Relation zur Nutzung des umliegenden Gebietes (beispielsweise durch konventionelle Landwirtschaft mit starker Düngung) oder der natürlichen Beschaffenheit des vorhandenen Substrates (beispielsweise natürliche radioaktive Belastung). Hinderlich ist zum anderen die fehlende Akzeptanz von Recyclingbaustoffen bei der Bevölkerung. Aufgrund von optischen Unterschieden beziehungsweise Mängeln, Misstrauen oder Unwissenheit werden die Materialien von Privat- wie auch Gewerbekunden oft abgelehnt.

Fazit: Recycling von Baumaterialien wird in Dresden betrieben und die Produkte können auch für den privaten Gebrauch erworben werden. Die Qualitäten und besonderen Merkmale sind jedoch vielen Menschen noch unbekannt. Es ist eine Menge Aufklärungsarbeit nötig, um die gesellschaftliche Akzeptanz für Recycling im Baubereich zu erhöhen. Mit einer stärkeren Nachfrage und Ausrichtung auf Recycling könnten dann auch die Gesetze in Bewegung geraten.

Text und Fotos: Theresa Zakrzewski