Der träge Tanker 2 – Flotte der Hoffnung? Das Verbundprojekt HochN

Nach Tag 1 der Nachhaltigkeitskonferenz, über den wir bereits ausführlich in Der träge Tanker – Ein Resumé des ersten Tags der Konferenz „A Roadmap to Sustainable Universities“ im Blog berichtet haben, möchten wir in diesem Beitrag auf den zweiten Tag der Konferenz eingehen.  Dieser Mittwoch diente vor allem als Netzwerktag, zum Erfahrungsaustausch der Teilnehmenden über die freiwillige Umweltbetriebsprüfung Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) und zur Vorstellung des Verbundprojekts HochN.

EMAS

Auf Basis der seit 2003 an der TU Dresden (TUD) etablierten EMAS-Prüfung veröffentlicht die TUD seit vielen Jahren ihre Umweltberichte. Erst kürzlich war wie jedes Jahr ein Prüfer in unserem Büro und stellte uns Fragen über die Abläufe und Aktivitäten der tuuwi im vergangenen Jahr. 

Wir sind Teil des Berichts, sehen unsere Rolle darin aber durchaus kritisch. Warum? Beispielsweise wird unser Papierpilz in jedem Bericht äußerst prominent erwähnt, was uns natürlich einerseits freut, andererseits aber in Anbetracht von 80 Tonnen Papierverbrauch mit einem Anteil von nur 26% Recyclingpapier leider mehr Schein als Sein ist.

Andere Unis zeigen da mehr Eifer. An der TU Kaiserslautern wurde der Recyclingpapieranteil von 2017 auf 2018 von 0,16% auf 100% (!) gesteigert. Dafür wurde die Uni von der “Initiative Pro Recyclingpapier” und dem Bundesumweltministerium zur “recyclingpapierfreundlichsten Uni” durchgeführt – der Preis gilt als der “Recycling-Oscar” Deutschlands. Das wird auch im Papieratlas 2019 vermerkt, an dem die TUD nicht (mehr) beteiligt ist. An der Hochschule Harz liegt der Recyclingpapieranteil seit 2017 ebenfalls bei 100%. Da stellt sich die Frage, warum anstatt auch einen großen und vergleichsweise einfachen Schritt zu gehen, die TUD weiterhin die Politik der kleinen Schritte verfolgt.  

Ein universitäres Netzwerk für Nachhaltigkeit

Bevor wir über die Geschehnisse des zweiten Tages reden, stellt sich zunächst die Frage: Was ist überhaupt HochN? HochN ist ein durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderter Projektverbund aus 11 deutschen Hochschulen, die zu den Handlungsfeldern Governance, Lehre, Forschung, Betrieb und Transfer forschen. Die Handlungsfelder decken sich mit denen des netzwerk n, welches versucht studentische Initiativen zu vernetzen und nachhaltigen Wandel an Hochschulen “bottom up” voranzutreiben, während HochN eher “top down” agiert. Die Handlungsfelder werden je im Tandem von zwei Unis bearbeitet. Die TUD übernimmt mit der Hochschule Zittau/Görlitz das Handlungsfeld Betrieb. Zu diesem und den anderen vier Komplexen sollen im Rahmen des Projekts frei zugängliche Leitfäden erstellt werden (Betaversionen). Die Gesamtkoordination liegt bei der Uni Hamburg. Laut der Homepage sind die Ziele des Projekts

  • die Etablierung eines programmbasierten Netzwerks zum Erfahrungsaustausch
  • die Entwicklung eines gemeinsamen Nachhaltigkeitsverständnisses
  • die Förderung nachhaltiger Hochschulentwicklung und Maßnahmenableitung
  • die Leitfadenerstellung zur nachhaltigen Hochschulentwicklung. 

Auf der Website von HochN ist weiterhin ein gut frequentierter Blog und es gibt einen eigenen Podcast. Weiterhin bieten alle Handlungsfelder eine Vielzahl von Praxisbeispielen, die sich teils stark mit der Good-Practice-Sammlung des netzwerk n decken. Im Bereich Lehre sind auch unsere Umweltringvorlesungen aufgeführt. 

Der zweite Tag

Der Netzwerktag der Roadmap Konferenz fand im Festsaal des Tillich-Baus statt. Nach einer Vorstellung von HochN und einem Status Quo über die aktuelle Beteiligung mit kurzem Werbeblock stellten sich die einzelnen Handlungsfelder mit den bisher entstandenen Leitfäden vor. 

Im Anschluss gab es insgesamt drei Workshoprunden an sechs Arbeitspunkten (APs). Unserer Meinung nach waren die sehr speziellen Fragestellungen dennoch recht unspezifisch formuliert, weswegen am AP “Was muss ein Tool zur Vereinfachung der Datenerhebung und –aufbereitung leisten können?” nicht viel Konkretes herauskam. Immerhin konnten wir am AP “Wie kann ein Nachhaltigkeitsmanagement an Hochschulen sinnvoll in vorhandene Strukturen implementiert werden (Prozesse, Struktur, Politik)?” einige Visionen, die wir derzeit in unserer AG Struktur diskutieren, einfließen lassen und verweilten dort die verbliebene Zeit. 

Das Geschehen an den APs spiegelte den Tag gut wider: Inhaltlich war Tag 1 gehaltvoller, doch die Gespräche mit den einzelnen Teilnehmenden der anderen Hochschulen, die extra für diese beiden Tage anreisten, waren durchaus bereichernd.

Interessant für uns war, dass viele Hochschulen bisher noch nicht so weit wie die TUD sind, da weder die Themen Umwelt und ökologische Nachhaltigkeit institutionalisiert sind und noch Umweltberichte erstellt werden. Für Vertreter*innen von Hochschulen, an denen es bislang an solchen Strukturen fehlt (oder diese gerade im Aufbau sind) war der Tag sicherlich hilfreich. Wir möchten noch einmal betonen, dass eben Gespräche die Veranstaltung ausmachten. Viele Menschen hatten wir schon am Vorabend kennengelernt und zu unserer Freude folgten einige sogar unserer Einladung zum Tuuwi-Plenum. Ebenfalls konnten durch Gespräche mit den Beschäftigten der Gruppe Umweltschutz (“D4.4.4”) persönlich Gedanken und aktuelle Ziele ausgetauscht werden. Weiterhin positiv anzumerken: In der Abschlussrunde kam die Idee auf, als Netzwerk einen offenen Brief mit Forderungen an die Politik zu schreiben. Im Endeffekt werden viele maßgeblich für den Kurs der Uni bestimmenden Fragen wie beispielsweise nach Ökostrom, autofreien Straßen und dem Ausbau von Photovoltaikanlagen von staatlichen Institutionen wie der Stadt oder dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) getroffen. 

Ein Schritt in die richtige Richtung

Mit Sicherheit geht immer noch mehr, doch war nach Meinung der Beteiligten der zweite Tag wie auch die gesamte Konferenz ein Schritt in die richtige Richtung, der viele Kooperationen und Projekte befördert oder erst ins Leben gerufen hat und einen guten Ort zur deutschlandweiten Vernetzung darstellte. 

Wir sind gespannt, wie die Ergebnisse der beiden Tage in den Leitbilddiskussion der TUD integriert werden und freuen uns weiterhin auf die aktive Mitarbeit daran! 

//fw, pf