Werdet wach! – wie Europa Hilfesuchende verkommen lässt.

In Vergessenheit geraten, als Normalität abgestempelt, die Augen verschlossen, Unwissenheit und Willenslosigkeit – der Umgang der Menschheit, speziell der Regierungen mit den Hilfssuchenden auf der Flucht und aktuell hauptsächlich den Geflüchteten in Griechenland ist eine humanitäre Katastrophe.

Die „Lebensumstände“ in den Flüchtlingscamps sind inakzeptabel. In den insgesamt fünf Aufnahmezentren hoffen aktuell um die 40.000 Menschen auf eine Zukunft. Diese Zentren sind gerade einmal für 6.000 Personen ausgelegt. Mehr als ein Drittel von den Geflüchteten sind Kinder.
Eines der Camps ist in Moria auf Lesbos. Dort verkommen zurzeit etwa 20.000 Menschen auch deshalb, weil das Lager nur für 2.800 Menschen ausgelegt ist. Der Alltag vor Ort ist von allgegenwärtiger Gewalt, selbstgebauten „Hütten“ aus Plastikplanen und Holz, unzureichender Lebensmittelversorgung, Wasser und Hygieneeinrichtungen geprägt. Auf der Suche nach Hilfe und einem nicht von Angst geprägtem Leben landen sie hier, an einem Ort der, wenn auch aus einem anderen Grund, keine wirkliche Verbesserung der Lebensqualität bietet [1].

Bei dieser Entwicklung spielt, welch Wunder, die Politik die Hauptrolle. Der ursprüngliche Deal zwischen der EU und der Türkei von 2016, welcher eine schnelle Bearbeitung der Asylverfahren und bei Genehmigung eine anschließende Verteilung auf die EU-Staaten vorsah, stellte sich schnell als Wunschdenken heraus. Es dauert nicht lange bis die Überforderungen deutlich und die Camps immer voller und voller wurden.

Mit dem Bruch des Deals seitens der Türkei verstärkte die griechische Regierung sofort ihre Grenzen und bat Frontex, eine Grenzschutzagentur um Unterstützung. Zur Sicherung der Grenze werden auch gezielt Tränengas und Schusswaffen eingesetzt. Um diesen inakzeptablen Grenzschutz zu gewährleisten und Rückführungen von Schutzsuchenden zu beschleunigen, sicherte die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Griechenland zusätzlich 700 Millionen Euro zu. Dieses Vorgehen inkludiert die Verhaftung aller Menschen, welche nach dem 01. März 2020 nach Griechenland kamen, also auch die Inhaftierung von Kindern.

Viele der Schutzsuchenden warten seither auf die Möglichkeit nach Europa zu kommen. Schon allein der Wille zu bleiben, trotz der vorherrschenden Umstände, welche menschenverachtend (!) und für den Großteil der Europäer*innen unvorstellbar sind, zeigt doch deutlich, dass es für diese Menschen kein Zurück gibt und sie all ihre Hoffnung auf Europa setzen.

Und was macht die europäische Union? Nichts!

Los geht’s – Banner malen! Foto privat.

Gerade jetzt mit Ausbruch des Coronavirus in Europa ist die letzte Möglichkeit gekommen, die Menschen aus den Lagern zu holen und dieses Leiden dort zu beenden – bevor sie sich endgültig des Massenmordes verantworten. Handeln Europa und die Bundesregierung nicht jetzt, wird aus den Flüchtlingslagern bald ein Massengrab. Ein Massensterben kann verhindert werden, wenn die Politiker*innen endlich mal anfangen das Menschenleben und die Würde des Menschen über Bürokratie, Wirtschaft, Vormachtstellung, den eigenen Wohlstand und Spargel zu stellen.

Die Initiative Mission Lifeline startete vor reichlich einem Monat einen Spendenaufruf zur Finanzierung von inzwischen zwei Charterflügen von Lesbos nach Berlin. Die Finanzierung steht, an Unterkünften mangelt es nicht. Doch die Regierung (insbesondere der Bundesinnenminister und der Staatssekretär) genehmigen die Rettung der Menschen nicht.

Um dem etwas zu entgegnen und die Regierungen unter Druck zu setzen, hilft es, den öffentlichen Druck zu erhöhen. Zeigt euch solidarisch mit geflüchteten Menschen. Hängt Transpis und Banner auf. Informiert euch und andere. Beteiligt euch an den Aktionen von Initiativen wie Mission Lifeline, der Seebrücke und vielen mehr! Macht dieses Leid sichtbar…

Informationen dafür findet ihr auf den jeweiligen Webseiten [2].

#savethem #LeaveNoOneBehind

[1] https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/tuerkei-griechenland-gefluechtete

[2] z.B. https://seebruecke.org/leavenoonebehind/aktionen/; https://mission-lifeline.de/start-und-landeerlaubnis/

//ja