Gestern Abend ist mir mal wieder aufgefallen, wie viel Müll teilweise in der Stadt herum(f)liegt. Taschentücher, Plastikverpackungen, Werbeprospekte, … Müll vermeiden ist das eine – Müll richtig entsorgen und trennen das andere. In Deutschland gibt es ein sehr ausgeklügeltes, komplexes Müllverwertungssystem. Teilweise vielleicht zu komplex, jedenfalls von Stadt zu Stadt immer ein bisschen verschieden. Allen, die ihn noch nicht kennen kann ich den Abfallratgeber Dresden empfehlen, das ist eine A5-Broschüre, die detailiert darstellt, was wo korrekt entsorgt wird.
Mein Ziel war es, möglichst wenig Verpackungsmüll zu kaufen. Haferflocken, Mehl, Nüsse, Trockenfrüchte und ein paar Süßigkeiten gibt es zum Selbstabfüllen. (Obst und Gemüse sowieso) Dafür habe ich mir leere Gefäße mitgebracht. Vor Ort habe ich sie leer abgewogen (das hätte ich auch schon zuhause tun können), und dann einfach an der Kasse das Gewicht des Gefäßes angesagt. Im Lose Laden in der Dresdener Neustadt war ich noch nie, aber
hab da irgendwie durch die Beschäftigung mit dieser Thematik in dieser Woche echt Bock drauf. Andere Bioläden in Dresden haben auch unverpacktes. Märkte und spezialisierte Läden bzw. Handwerksbetriebe. Irgendwie echt Bock, nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Und Dinge selbst zu machen, da ja vor allem verarbeitete Lebensmittel oft verpackt sind.
Und dann ist da wieder der Gedanke: Das kostet alles Zeit, wenn ich um in den Bioladen zu fahren länger brauche, vorher zuhause sein muss, um Gefäße zu holen, dann die Dinge von Grund auf selbst zubereiten muss. Müllvermeidung braucht Struktur und Planung, sonst ist es nur Stress, aber auch Struktur und Planung kann Stress bedeuten und Spontanität ist auch etwas Schönes.
Letztenendes geht es also darum, sich Routinen zu entwickeln, die nachhaltiges Leben (also zum Beispiel Abfallvermeidung) begünstigen: Einfach immer eine Brotbox und einen Becher / eine Trinkflasche dabei haben. Einmal in der Woche überlegen, was so demnächst benötigt wird, und das dann an einem Ort besorgen, der vertretbar ist. Sich mit anderen Menschen zusammen tun.
gestern habe ich wenig von mir verursachten Müll gesehen. Lose Backwaren von der Tafel zum Frühstück, belegte Brötchen und Obst von der Tafel zum Mittag, Gemüsesuppe zum Abendessen. Dann noch ein bisschen selbstgemaches Popcorn (na gut, die Plastikverpackung habe ich gesehen). Außerdem ein paar Nüsse, deren Schalen ich nicht gegessen habe. Und eine Kekspackung wurde leer. 😀
Ich habe viele Sachen von der Tafel gegessen. Gemüse von dort wird oft von den Tafel-Mitarbeitern ausgepackt – an sich Müll, den ich nicht sehe. Außerdem gibt es in der ganzen Lieferung von Lebensmitteln an Supermärkte vermutlich oft viel Verpackungsmüll.
Auch die wunderschöne Stura-Baracke wird irgendwann das Zeitliche segnen.
Die Gebäude, in denen wir uns aufhalten wurden mal gebaut (offensichtlich) und dabei ist Müll entstanden. Irgendwann werden sie auch wieder abgerissen.
Das Atommüll-Endlager-Problem müsste auch irgendwann mal gelöst werden. Meines Wissens nach ist der bis jetzt beste Antwortversuch der Bau eines Endlagers ONKLO, Finnland. Der sehr empfehlenswerte Film “Into Eternity” beschäftigt sich damit, wie noch in meheren 10.000 Jahren (also in der Größenordnung der Zeit, die der “moderne Mensch” überhaupt existiert) den dann evtl. lebenden Menschen vermittelt werden kann, dass es gefährlich ist, dort hinein zu gehen. Unter Vorbehalt kann ich sagen, dass wir den Film als DVD im tuuwi-Büro haben und auch verleihen 🙂
Sehr gefreut habe ich mich über Klara, die meiner Aufforderung von vorgestern gefolgt ist. Dankeschön 🙂
Hier Klaras Beitrag:
“Ich studiere Landschaftarchitektur im 3. Semester, bin also noch relativ “frisch” drin. Mir fällt immer wieder auf, wie viel Papier man in diesem Studiengang verbraucht. Entwürfe, Skizzen, Pläne, generell Notizen zu Vorlesungen… das alles füllt schnell mal einen so großen Papierkorb, dass man damit zum Wettstoffhof muss, weil er nicht mehr in den Hausmüll passt.
Papier ist zwar immer noch nicht so schlimm wie Plastik (über die großen Modelle und die dabei entstehenden Abfälle aus Holz bzw. Styrodur reden wir lieber mal gar nicht), aber die Menge macht’s.
Bei den Vorlesungsnotizen bin ich inzwischen schon dazu übergegangen, mir die Skripte nicht mehr auszudrucken, sondern sie an meinem Tablet zu bearbeiten. Das funktioniert ganz gut, ist also tatsächlich eine Alternative. Für Skizzen und grobe Entwürfe braucht man aber trotzdem noch Papier, da es sich digital eben einfach nicht so schön zeichnen lässt. Pläne lassen sich digital zwar schon bearbeiten, trotzdem sollen die mindestens auch immer ausgedruckt abgegeben werden. Sie sind so eben einfach anschaulicher und greifbarer. Manchmal soll man für Übungen auch explizit Dinge ausgedruckt mitbringen, die man dann am Ende nicht einmal zwingend braucht, das ist auch nervig. Und spätestens bei der Rückgabe der Arbeiten sind die Kosten für Druck und die Menge an Papier für die Katz, denn danach schaut sich das keiner mehr an. (Ausser man selbst, aber das geht ja auch digital…)
Dummerweise ist mir hierzu noch keine Lösung eingefallen. Das einzige: bessere Touchscreens oder Tablets zum digitalen schreiben und zeichnen, die man sich auch leisten kann(!). Größere Displays bis mindestens DINA1 wären zum Anschauen der Pläne auch was, kann sich aber keiner leisten, geschweige denn dass der Platz dafür da wäre.
Es ist sehr frustrierend dabei zuzuschauen und selbst nicht wirklich viel dagegen tun zu können. Ich habe mich schon ausgiebig mit dem Thema Abfallvermeidung beschäftigt, benutze wiederverwendbare Becher, Stoffbeutel zum Einkaufen, kaufe unverpackt ein, mache teilweise Kosmetikprodukte (Zahnpasta mit Xilit, Shampoo aus Roggenmehl, Peelings aus Heilerde usw.) selbst.
Gegen mein Studium aber kann ich mich nicht wehren, da muss ich durch, die Verwendung von Papier ist auch durchaus berechtigt, aber ein kleines bisschen reduzieren… Zumindest Pläne in A3 nicht ausgedruckt abgeben müssen… das wäre doch schön.”
Meine Müllvermeidungswoche läuft anders als gedacht. So viel Abfall vermeide ich irgendwie gar nicht. So eine Müllvermeidung ist keine Problemstellung, die sich für mich in einer Woche klären lässt.
Heute war ich wieder von früh bis Nachmittags im Labor und zum Mittag in der Mensa. Gestern Abend haben wir mit Supermarktkram gekocht. Ja, ich nehm keine Einwegkaffeebecher und esse mein Essen auf – das tu ich sonst aber auch. Ich benutze die Zahnpasta aus der Tube, die ich schon vor dieser Woche in Benutzung hatte und das Duschbad. Konsequent wäre es, diese Woche als Startschuss für ein müllreduziertes Leben.
Hier also ein paar Gedanken, zu Müll, der im Moment aus bestimmten Gründen trotzdem anfällt, ob das schlimm ist, und falls ja, wie eine konsequente Müllvermeidung aussehen könnte. Auf den Fotos sieht man eine Müll-Auswahl der letzten Tage.
vegetarische Mortadella und eine Weinbeere
Verdorbene Lebensmittel
Muss halt echt nicht sein. Was ist zu tun? Planen, regelmäßig prüfen. Am besten immer schnell aufessen. Richtig lagern.
Gemüse – und Obstverpackungen
Gemüse aus dem Supermarkt ist einfach zu bekommen, Tiefkühlware ist lange haltbar – das Problem mit der Lebensmittelverschwendung gibt es also erstmal nicht, denn ich kann auch für mich allein die entsprechende Portion nehmen. Bio ist vermutlich besser als konventionell. Müllfreie Alternative wäre frisches (unverpacktes) Gemüse – zum Beispiel vom Bioladen, Markt, containert, von der Tafel, vom Foodsharing (diese drei möglicherweise auch verpackt) oder aus dem Supermarkt. Können auch selbst eingefroren werden, in Mehrweggefäßen.
Pudding- und Milchprodukt-Verpackungen
Joghurt usw. gibts auch im Mehrweg-Glas. Pudding kann man selbst machen (prinzipiell: Milch + Stärke + Zucker + Kakaopulver). Der Pudding hier links war zumindest von der Tafel.
Teeverpackungen
Beuteltee vermeiden, vor allem einzeln verpackten. Dass loser Tee irgendwie verpackt ist… schon sinnvoll. Es gibt ja aber auch Tee-Läden, wo sie einem/r bestimmt auch den Losen Tee direkt in die Teedose füllen. Hab ich aber noch nicht ausprobiert.
Pflaster und Pflasterverpackungen. Sonstiges medizinisches.
Notwendig. (zur vermeidung höchstens möglich: sich gut pflegen, um bei vorübergehenden Sachen schnell nichts mehr zu brauchen)
Schalen und Kerne von Obst und Gemüse
Wird beim Recycling zu Erde. Ist wohl in Ordnung. Wer sich dafür interessiert: bald gibt es (glaube ich) eine tuuwi-Exkursion zur Kompostieranlage, von der Ressourcengerechtigkeits-Vorlesung aus.
Zahnpasta
Was für Radikale: Salz, Schlämmkreide, Natron, Teebaumöl, Aktivkohle. Sind wohl oft auch verpackt. Keine Ahnung, ob das gut funktioniert und wie es den Zähnen damit geht. Ich überlege mir, ob ich sowas mal ausprobiere.
Duschbad, Shampoo
Feste Seife ist (meines Wissensstandes nach) deutlich besser für die Umwelt als Flüssigseife. Einerseits ist der Transport energiesparender, da mehr “Waschungen” mit dem gleichen Gewicht Seife möglich sind. Flüssigseife ist außerdem eher in Plastikverpackungen zu finden, feste Seife gibt es auch unverpackt zu kaufen. (Vielleicht Flüssigseife auch?). Seit Anfang der Woche nutze ich feste Seife zum Duschen. Eigene Seifenherstellung werde ich demnächst auch mal ausprobieren.
Der Name des Blogs (eine Woche ohne Abfall) beschreibt das für mich nicht so richtig. Es ist eher eine Woche mit ziemlich viel Abfall. Zumindest gedanklich. Ich hoffe, niemand ist enttäuscht vom Titel – Ein Experiment ist es aber auf jeden Fall.
Heute kommt das angekündigte Special zu Laborabfällen. Ich hoffe, dass das auch für die Nicht-Biologen (bzw. Mediziner, oder sonstige Menschen, die damit im Alltag zu tun haben) interessant ist und werde mich bemühen, alle Gedanken verständlich zu erläutern.
Heute von mir eingesparte Impfösen, Pro Packung 50 Stück, macht insgesamt knapp 450.
In allen Laboren, in denen ich bis jetzt gearbeitet habe, sind Einwegprodukte an der Tagesordnung gewesen. Gute Forschung ist wichtig – und gute Forschung hängt unter anderem damit zusammen, dass die vorhandenen Datenmengen ausreichend groß sind. Viele der Biologen, die ich bis jetzt kennen gelernt habe, sind sehr begeistert und überzeugt von ihrer Arbeit und verbringen sehr viel Zeit im Labor, aber auch beim Förderanträge schreiben und Reisen zu Tagungen und ähnlichen Veranstaltungen. Außerdem ist es so, dass Stellen oft nur befristet sind und die Möglichkeit, weiter in diesem Beruf arbeiten zu können stark damit zusammen hängt, wie viele Publikationen jemensch veröffentlicht. Entsprechend existiert der Wunsch nach zeitsparenden Verfahren zur Datenerhebung. Ein nicht geringer Teil der Arbeit, die im Labor anfällt, hat (auch in der aktuellen Situation mit vielen Einwegprodukten) nicht direkt etwas mit den Proben und wissenschaftlichen Fragestellungen zu tun, sondern ist “schnödes” Drumherum: Dafür sorgen, dass ausreichend keimfreies Material zur Verfügung steht, kontaminierte Geräte und Einwegprodukte ungefährlich machen (und auch so Dinge wie Pflege von Versuchs-Lebewesen, wobei das bzgl. Müll in meinen Augen keine so hohe Relevanz hat).
Entsprechend ist es durchaus verständlich, dass Einwegprodukte, vor allem, wenn sie steril geliefert werden, gern gesehen sind, obwohl sie durchaus oft etwas teurer sind als die Verwendung von Mehrwegprodukten.
Drei Metallimpfösen
Konkretes Beispiel: meine heutige Tätigkeit im Labor: ich habe Bakterien auf Agar Platten ausgestrichen, und zwar mit sogenannten Impfösen. Die müssen steril sein, da ich ja nur mein vorhandenes Isolat ausbringen will. Links sieht man die Menge an Impfösen, die ich hätte verwenden können. Die können steril gekauft werden. Eine Alternative sind Metall-Impfösen. Die sind nur steril, wenn sie im Brenner abgeflammt wurden – dazu werden sie so lange in der Brenner gehalten, bis sie rot glühen, was immer so ca. 4-5s Sekunden dauert. Danach sind sie allerdings noch ziemlich heiß, was sich nicht so gut macht, wenn man lebende Zellen übertragen möchte – also muss die Impföse noch auskühlen. Pro steriler Impföse würde ich sagen, werden bei der Mehrweg-Variante ca. 7 – 8s mehr gebraucht.
Auf die 450 heute von mir benötigten sterilen Impfösen, macht das eine knappe Stunde mehr Arbeit. Ein bisschen Zeit lässt sich sich sparen, wenn mehrere Metallimpfösen abwechselnd verwendet werden, weil dann immer eine Abkühlen kann, während die andere in Benutzung ist. Da der Lange Schritt aber das Abflammen ist, ist war ich damit heute trotzdem ca. eine Dreiviertelstunde länger dort. Noch besser wäre es, wenn es zum Beispiel eine Tisch-Maschine mit kleinem, langsam laufenden Förderband gäbe, die mir das “in die Flammen halten” der Impföse ersparen würde, da das Metall automatisch durch die Flamme laufen würde.
Eine Metallimpföse beim Ausglühen
Die Impfösen-Sache ist momentan für mich der einzige Punkt, wo ich individuell im Labor relevant Abfall vermeiden kann. Andere Möglichkeiten, z.B. eine schlaue Mehrfachverwendung von Einwegartikeln, wie (Zellstofftuch, mit dem zuerst ein Tischdesinfektionsmittel verwischt wurde, später noch für verschüttete Bakeriensuspension verwenden) bzw. bedachtes Arbeiten (erst gar keine Bakteriensuspension verschütten) existieren daneben aber auch.
Der Müllberg, der trotzdem noch entsteht, ist enorm. In meinem Projekt werden auch sehr viele Petrischalen verwendet. Hier gibt es prinzipiell Alternativen aus Glas oder Edelstahl. Wenn die angewendet werden würden (was ich sehr wünschenswert fände), müsste aber im Arbeitsablauf einiges geändert werden. Die Menge an Einweg-Petrischalen, die ich heute benutzt habe werden morgen weg geschmissen, für die 113 verwendeten Petrischalen und noch etwa 3kg weiteren Müll sind dann insgesamt (bis zum Abholen des nicht mehr infektiösen Mülls durch die Müllabfuhr) vielleicht noch maximal 10-15 Minuten Arbeitszeit notwendig (Runtertragen des infektiösen Mülls zum Autoklaviergerät, Anschalten des Autoklaviergeräts + Einstellungen/Wartung, Ausräumen des Autoklaviergeräts, Transport von dort in eine Mülltonne). Bei Mehrwegmaterial würde das alles deutlich anders aussehen. Das Autoklavieren (Erhitzen der Petrischalen unter Druck um die Bakterien ab zu töten) wäre das selbe wie zuvor. Dann müsste der Agar wahrscheinlich manuell aus den Petrischalen entfernt werden. Das würde mindestens 20min dauern, dann kämen die Platten in die Spülmaschine (Ein- und Ausräumen, Einstellungen: mindestens 20min), und dann in den Heißluftsterilisator (15 Min Arbeit).
Fazit: Es dauert.
Da im Abfallfreien Labor der Zukunft vieles gereinigt werden muss, nehmen die Reinigungsräume viel mehr Platz ein.
Größte Abfallquellen im Moment sind (zumindest in meiner Wahrnehmung, die natürlich stark damit zusammen hängt, was ich mache): Petrischalen, Impfösen, Einweghandschuhe, Pipettenspitzen, Zellstofftücher, Platikgefäße mit Deckel (“Eppis” und “Falcon Tubes”). Natürlich oft in Kontakt mit verschiedenen Chemikalien und Lebewesen – in meinem Traum Labor müsste sich also auch genau überlegt werden, was wie unschädlich gemacht wird, und wie sich alles gut reinigen lässt.
Wäre das nicht mal eine Geschäftsidee? (Wobei es z.T. so ist, dass nur für ein paar Monate ganz viele Petrischalen gebraucht werden, und dann wieder nicht – vielleicht ein Mehrweg-Labormaterial-Verleih?)
Politisch muss da natürlich auch was gehen, denn in der aktuellen Situation hätte niemand die Zeit, diese ganze Reinigungsarbeit zu machen. Im Minimalfall müssten mehr Technische Assistent*innen o.Ä. eingestellt werden, im optimalen Fall ist der Druck, ständig publizieren zu müssen aus dem gesamten System raus, und es ist in Ordnung, wenn die Daten in langsamerem Tempo eintrudeln. Das wäre wohl nicht nur für die Müllvermeidung gut…
Ich fänd es spannend, zu erfahren, wo in eurem Arbeits- oder Studien-Alltag (viel) Müll anfällt, und wo und wie ihr euch eine Zukunft vorstellen könntet, wo dort kein Abfall mehr produziert wird. Was sind dort die Probleme, über die sich Gedanken gemacht werden müssten? Schreibt gern einen kurzen oder längeren Text dazu, und schickt ihn an info@tuuwi.de, wir veröffentlichen ihn gern hier im Blog. (Oder nutzt die Kommentarfunktion. Oder facebook, twitter, Brief – wobei, Papierverbrauch…)
Lesetipp: Theresa, die die Ressourceneffizienz-Ringvorlesung organisiert hat ihre Erfahrungen bei einer Betonrecyclinganlage (Nestler) aufgeschrieben. Vielleicht erinnert ihr euch: der Größte Masseanteil an Müll kommt vom Bau und Bergbau.
Die Umweltringvorlesung „Aus Wenig mach Mehr – Ressourceneffizienz in Theorie und Praxis“ veranstaltet dieses Semester für alle TeilnehmerInnen und Interessierten drei Themen-Exkursionen. Die erste Exkursion führte uns am 08.11. zum Unternehmen Nordmineral auf dem Hammerweg 35 in Dresden, eine Kooperation der Firmen Nestler und Amand. Hier werden mineralische Bauabfälle verwertet und mineralische Recycling- und Natursteinprodukte, Ziegelsplitte und Substrate hergestellt. Beide Firmen sind unter anderem in den Bereichen Abriss, Tiefbau und Entsorgung von Bauabfällen tätig. Das bei Nordmineral verwendete Material wird daher durch die Dienstleistungen der Firmen bereitgestellt.
Roter Sand, eines von vielen Recyclingprodukten bei Nordmineral
Die Recycling-Tätigkeiten standen hierbei für die Umweltringvorlesung im Mittelpunkt. Denn die Baubranche produziert deutschlandweit den meisten Abfall.
Die Besichtigung des Werksgeländes machte eindrucksvoll deutlich, wie groß das Potenzial an recyclingfähigem Material ist und wie einfach Recycling vor sich gehen kann. Bereits der Erdaushub einer Baugrube kann durch Sieben, Zerkleinern und Mischen zu „neuen“ Substraten verarbeitet werden. Aus Beton entsteht Betonsplitt, der beim Straßen- und Wegebau zum Einsatz kommt und aus Asphalt wird Asphaltgranulat gewonnen, das bei der Herstellung von frischem Asphalt verwendet wird. All diese Verarbeitungsprozesse geschehen unter dem Oberbegriff der Abfallentsorgung. Dabei erfüllen die Recyclingprodukte den gleichen Zweck wie die Naturprodukte und sind diesen in den meisten Fällen qualitativ ebenbürtig.
Die Mischanlage bei der Arbeit
Für die ExkursionsteilnehmerInnen besonders interessant war die Herstellung von Recyclingbeton in Form der sogenannten Nestler-Blöcke, die bei Nordmineral stattfindet. Das Konzept stammt von der niederländischen Firma Betonblock, mit der Nestler seit 2014 kooperiert. Dazu wurden eine spezielle, mobil einsetzbare Mischanlage sowie 24 Gussformen nach Dresden geliefert. Die Blöcke werden aus Recycling-Sand, Recycling-Ziegelsplitt (Mauer- und Dachziegel sowie Keramik), Wasser und Zementsand gefertigt. Zur Demonstration wurde für uns ein frischer Block in Form gegossen. Die Recyclingmaterialien nehmen einen Anteil von zwei Dritteln ein. Die Blöcke sind zertifiziert und vielfältig einsetzbar. Eine Möglichkeit ist die Absicherung von Veranstaltungen durch das Aufstellen der Blöcke. Stabilität und Sicherheit bringen die Blöcke hierbei aber erst durch systematisches Stapeln in mindestens zwei Etagen. Verwendung finden die Nestler-Blöcke aber auch als Carport, Lagerbox, Hangbefestigung oder Hochwasserschutz.
Die Nestler-Blöcke als Lagerbox
Bevor Amand und Nestler sich zu ihren umfangreichen Recycling-Maßnahmen entschlossen, fiel eine teure Entsorgung der Abfälle an. Das Material wurde von der Baustelle zum Wertstoffhof transportiert, wo belastete, umweltgefährdende Anteile herausgefiltert wurden. Das unbedenkliche Material wurde zum Beispiel zu Gruben weitertransportiert, die man damit verfüllte und gleichzeitig den „Müll“ entsorgte. Die bedenklichen Anteile gelangten kostenpflichtig auf die Deponie. Die jetzige Verwertung des anfallenden Materials spart also Transport- und Entsorgungskosten und bringt durch den Verkauf nach der Aufbereitung zusätzlichen Gewinn.
Recycling liegt gesellschaftlich im Trend und auch die Bundesrepublik hat sich mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz der umfangreichen Verwertung von scheinbarem Müll verpflichtet.
Im Bauwesen stoßen Recyclingbaustoffe jedoch auf verschiedene Hindernisse. Zum einen sorgen strenge gesetzliche Bestimmungen für eine starke Einschränkung der Einsatzfähigkeit. Wird zum Beispiel eine neue Straße gebaut, müssen die Baumaterialien Schadstoff-Grenzwerte einhalten, um dem Boden nicht zu belasten. Die Grenzwerte sind hoch und stehen nicht in Relation zur Nutzung des umliegenden Gebietes (beispielsweise durch konventionelle Landwirtschaft mit starker Düngung) oder der natürlichen Beschaffenheit des vorhandenen Substrates (beispielsweise natürliche radioaktive Belastung). Hinderlich ist zum anderen die fehlende Akzeptanz von Recyclingbaustoffen bei der Bevölkerung. Aufgrund von optischen Unterschieden beziehungsweise Mängeln, Misstrauen oder Unwissenheit werden die Materialien von Privat- wie auch Gewerbekunden oft abgelehnt.
Fazit: Recycling von Baumaterialien wird in Dresden betrieben und die Produkte können auch für den privaten Gebrauch erworben werden. Die Qualitäten und besonderen Merkmale sind jedoch vielen Menschen noch unbekannt. Es ist eine Menge Aufklärungsarbeit nötig, um die gesellschaftliche Akzeptanz für Recycling im Baubereich zu erhöhen. Mit einer stärkeren Nachfrage und Ausrichtung auf Recycling könnten dann auch die Gesetze in Bewegung geraten.
ganz schön spät schon, ich komme gerade vom TauschRausch (Umsonst- und Verschenk-Markt in der Stura-Baracke) und bin schon relativ müde, deswegen nur ein paar kurze Gedanken.
Mein Tag begann mit einem doch ungewöhnlich frühen Aufstehen (halb 8), zum Frühstück gabs eine Banane. Auf das Müsli wollte ich verzichten, da es in Plastik verpackt war, ich also indirekt durch das Müsli-Essen meine Müllmenge erhöhen würde (wie übrigens auch wenn ich Duschbad, Zahnpasta oder Zahnbürste benutze). Halb 9 war ich in der Uni und hatte einerseits wieder eine Menge Laborarbeit vor mir, andererseits auch die letzten Vorbereitungen für diesen eben genannten TauschRausch.
Wer es noch nicht gemacht hat, kann es sich vielleicht nicht vorstellen: Auch die kleinste Veranstaltung ist (für den/die Veranstalter*in) mit Arbeit verbunden: Hier noch eine Herdplatte ranorganisieren, da mit Co-Veranstalter(inne)n telefonieren, sich überlegen, wie alles aufgebaut werden soll, nochmal telefonieren, Helfern die eigenen Ideen vorstellen und daraus Arbeitsaufträge ableiten… Oft echt schöne Arbeit, vor allem, wenn mensch davon überzeugt ist, das es gut ist was mensch macht. Aber halt Arbeit. Kann stressig sein – vor allem mit Hunger.
Kleiderleine beim TauschRausch
Aber chronologisch: Wie ging mein Tag dann weiter? Nachdem ich erst kurz im tuuwi-Büro und dann 4 Stunden im Labor war, war mir die eine Banane irgendwie doch zu wenig. Mensa-Karte hatte ich leider vergessen und auch nur sehr wenig Bargeld dabei. Keinen Bock auf Supermarkt (wegen Müll und… Supermarkt halt). Bändern? Wäre durchaus eine Option gewesen. Wobei ich dafür eine gewisse Entspanntheit brauche – um mit schiefen Blicken und eventuellen Nachfragen umgehen zu können. Enspanntheit war aber nicht vorhanden – Hunger halt, und dazu noch die Frage: Klappt heute Abend alles bei dem TauschRausch? Bäckerei war dann die gewählte Option. Leider hatte mein “Bitte ohne Tüte” dort zur Folge, dass ich das Brötchen in einer Papierserviette gereicht bekam. Mist. Dann gings wieder zurück zu meinen Bakterien.
Gegen halb fünf verließ ich das Labor, immer noch hungrig und ohne Lust aufs Bändern, aber mittlerweile ganz ohne Bargeld. In der Stura-Baracke, wo ja auch das tuuwi-Büro ist, dachte ich darüber nach, wie sinnlos es doch ist, hungrig zu bleiben, nur um es sich selbst und der Welt da draußen (also euch Lesenden) zu zeigen. Daraufhin machte ich mir eine Schüssel von Couscous (das natürlich in der 500g-Plastikverpackung im Büro herumstand).
Das gab es zum Beispiel beim TauschRausch
Der TauschRausch war dann letztendlich echt schön – Für mich zumindest, ich hoffen, den Teilnehmer*innen hat es auch gefallen. Letztendlich habe ich bei der Veranstaltung noch jede Menge leckere Sachen gegessen – viele davon verpackt, aber alles von der Dresdener Tafel, die uns mit Lebensmitteln versorgten, die auch dort zu viel waren, also gewissermaßen Abfallvermeidung.
Was ich über den Tag allerdings versemmelt habe, ist das Sammeln meines Mülls – heute gibt es davon also kein Foto.
Je länger ich jedenfalls darüber nachdenke, wo überall (quasi) durch mich Abfall entsteht, desto krasser finde ich das. Und das hat schon jetzt zumindest den Effekt gehabt, dass ich weniger gegessen habe, als ich Hunger hatte.
Mein Fazit für diesen Tag lautet: Gute Vorbereitung ist wichtig (zum Beispiel Stulle schmieren) und Selbstzerstörung ist keine gute Strategie, um gesellschaftspolitisch etwas zu bewegen.