Care about your body, care about your environment – Teil 2: Die gute, alte Seife

Seife selbst herstellen ist ganz einfach – und coronabewusst
Jetzt wo es langsam kälter wird, sind Saunagänge, heiße Duschen und Bäder Balsam für die Seele. Es wärmt den Körper von außen und von innen, körperlicher Stress fällt ab, Haut und Haar bleiben weich, geschmeidig und gesund. Gerade im Herbst und Winter weiß man intensive Körperpflege sehr zu schätzen. Dabei existiert heutzutage eine ganze Bandbreite von unterschiedlichsten Produkten, die uns dabei unterstützen: Duschbäder, Shampoos, Lotions, Peelings, Parfum, Kosmetika. Leider auch mit dabei: Umweltschädliche Inhaltsstoffe und eine ganze Menge Plastik – sei es Mikroplastik oder Verpackungsmaterial. Wie ihr das vermeiden und euren Körper trotzdem intensiv pflegen könnt: Darüber möchten wir in den nächsten Wochen berichten. Heute geht es um: Seife.

Warum Seife gerade jetzt so wichtig ist

Neben Shampoo – mit welchem wir uns im letzten Beitrag der Reihe beschäftigt haben – nutzt man beim Duschen oder Baden auch gerne Seife.  Ein Stück Seife ist natürlich auch immer gerne gesehen neben den häuslichen Waschbecken. Angesichts der dramatisch steigenden Corona-Fallzahlen ist die Einhaltung der Hygiene-Regeln samt gründlichem Händewaschen wichtiger denn je und eines der simpelsten Mittel, uns und unsere Mitmenschen zu schützen. Denn – und das wurde schon im Frühjahr in zahlreichen Medien betont – Seife ist sehr effektiv gegen die Bekämpfung von Corona-Viren, welche ihr Erbgut durch eine äußere Schicht aus Lipiden, also Fetten, schützen. Die in der Seife enthaltenen Tenside mit ihren dualen Eigenschaften sind dabei der springende Punkt

Achtung, etwas Bio-Chemie: Stellen wir uns Flüssigkeit mit Corona-Viren und gelöster Seife vor. Die Tenside sind längliche Moleküle, die in der Flüssigkeit herumschwimmen.  Der polare, hydrophile also wasserliebende Kopf des Seifenmoleküls zeigt immer Richtung Wasser. Befinden sich im Wasser unpolare Partikel, so setzt dort das andere, unpolare, hydrophobe also wassermeidende Ende der Moleküle an. Im Optimalfall umschließen die Tenside den gesamten Partikel, sie bilden eine sogenannte Mizelle. Diese Mizellen werden dann unter fließendem Wasser einfach weggeschwemmt. Das können Schmutzpartikel sein oder eben auch Fette. Jede*r, die/der schon mal eine herausgesprungene Kette am Fahrrad wieder eingehangen hat, war der Seife im Nachhinein sehr dankbar. 

Das Virus SARS-Covid-19 besteht in seiner äußeren Schicht ebenfalls aus Fetten. Hinzu kommt, dass die kovalenten Bindungen zwischen den Lipiden und den restlichen Bestandteilen des Virus sehr schwach sind. Reibt man seine Hände vor dem Spülen kräftig und lang genug ein, wird die Lipidschicht zerstört, das Erbgut ist nicht mehr geschützt und das Virus nicht mehr überlebens- und vermehrungsfähig. Deshalb gilt das Gebot: Mindestens 20 Sekunden die Hände einreiben und zwar gründlich. Auch den Handrücken und die Fingerzwischenräume nicht vergessen.

Das soll es zur Corona-Virus-Seife-Wechselwirkung erst einmal gewesen sein – doch da wir gerade mit dem Kopf voran durch die zweite Welle rauschen, sollte noch einmal aufgezeigt werden, wie man nur mit Seife, ganz ohne Alkohol oder antivirale Chemiewaffen, dem Virus individuell den Garaus machen kann.

Pimp your Kernseife

Doch wie stellt man den nun eigentlich Seife her? Und wie erzielt man einen wohlwollenden Geruch der Seife? Eine Möglichkeit besteht darin, klassische Kernseife aufzuwerten. Man nehme unparfümierte Kernseife und hoble diese mit einer Küchenreibe klein. Die Seifenspäne lässt man anschließend in einem Wasserbad schmelzen. Zu 250 Gramm Kernseife gibt man dann 50 Gramm seines Lieblingsöls, geeignet sind Kokos- oder Olivenöl. 

Für die Duftnote fügt man zudem ein ätherisches Öl seiner Wahl hinzu, mehr oder weniger Tropfen (5-15), je nach Intensität. Für eine fruchtige Orangenseife kann man dann beispielsweise Orangenöl verwenden, sehr fein ist auch die Verwendung von Zitronengras- oder Bergamotteöl. Diese Ökotest-Seite hat sogar einen kleinen Duft-Ratgeber parat, schaut mal rein. Wünscht man sich eine Peelingwirkung der Seife so kann man auch zarte Haferflocken, Meersalz, Zucker, Mohn oder zerkleinerte getrocknete Blüten oder Kräuter hinzufügen. Mit etwas Seifenfarbe verschwindet zudem die langweilige weiße Farbe der Kernseife. 

Wie ihr seht, ist das alles sehr individuell gestaltbar. Ist man einmal zufrieden mit seiner Mischung, so gibt man diese in kleine Förmchen, geeignet sind Sandkastenförmchen oder kleine Tassen. Anschließend gibt man der Seife genügend Zeit zum Trocknen, bevor man sie aus der Form löst und – tadaa – neben das Waschbecken oder die Badewanne legt.

Gibt’s das Ganze auch in flüssig?

Aber natürlich. Dafür erhöht man einfach den flüssigen Anteil der Seife. Zu 250 Milliliter Wasser fügt man in diesem Fall nur 15 Gramm gehobelte Kernseife hinzu. Das kocht man gründlich auf und lässt es anschließend wieder kühl werden. Wenn die Flüssigkeit nicht mehr kocht, so kann man Teelöffelmengen von Olivenöl, ätherischen Ölen oder auch Honig hinzufügen und einrühren. Lässt man das Ganze weiter abkühlen und es ist zu dickflüssig, so kann man einfach etwas Wasser kochen und hinzugeben. Ist die Seife dagegen zu flüssig, so muss diese erneut aufgekocht und mehr Kernseifenraspel beigemischt werden. Zu guter Letzt füllt man die Flüssigseife in einen leeren Seifenspender oder etwas Vergleichbares.

Seife selbst sieden

Und jetzt wirds richtig DIY. Man kann natürlich auch Seife selbst sieden ohne sich Kernseife zu kaufen

Das Basisrezept für 500g Seife setzt sich folgendermaßen zusammen:

  • 25% Kokosöl  (125g)                   
  • 15% Sheabutter (75g)                   
  • 25% Rapsöl (125g)                  
  • 35% Olivenöl (175g)                   
  • Natriumhydroxid (NaOH), auch Ätznatron genannt, zur Herstellung der Lauge (je nach Überfettungsgrad 65-70g, siehe Seifenrechner), zum Beispiel in der Apotheke oder in bestimmen Unverpacktläden         
  • Wasser für das Anrühren der Lauge (ca. 1/3 der Seifen-Gesamtmenge, d.h. 166ml)                          
  • Ätherisches Öl mit deinem Lieblingsduft (ca. 3% der Gesamtmenge)                   
  • evtl. etwas Seifenfarbe, Kräuter oder Blüten         

Die Menge des Natriumhydroxids richtet sich nach dem Überfettungsgrad, den man erzielen möchte. Dieser liegt üblicherweise bei 10 %. Mit dem Seifenrechner kann dies berechnet werden. 

Vor dem Arbeiten mit der Lauge Natriumhydroxid unbedingt entsprechenden Arbeitsschutz anlegen: Handschuhe, Schutzbrille und vielleicht nicht das neuste Hemd. Während der Herstellung stets lüften. Wenn man die richtige Menge Natriumhydroxid abgewogen hat, vorsichtig in kleinen Mengen (nicht zuviel auf einmal) dem Wasser beimischen und stetig rühren. Das mit kleinen Mengen unbedingt zu Herzen nehmen: Die Lösung des Ätznatrons erfolgt exotherm, also unter Energieabgabe, die Lösung wird bis zu 90 Grad Celsius warm. Wenn alles vermengt ist, beiseite stellen und abkühlen lassen. Danach die restlichen Zutaten separat im Wasserbad auf etwa 30 Grad erhitzen. Ist diese Temperatur erreicht, können die noch warme Lauge und das Ölgemisch unter stetigem Rühren vorsichtig vermengt werden, bis eine homogene Masse entsteht. Anschließend kann die Seife wiederum in Formen gefüllt und abgekühlt werden. 

Viel Spaß beim Ausprobieren und bleibt gesund!