
Auf dem mit Wegplatten gepflasterten Vorplatz des Hörsaalzentrums an der Bergstraße ist im November und Dezember für gewöhnlich geschäftiges Treiben. Man sieht Studierende, die zwischen den Vorlesungen frische Luft schnappen oder sich in Gruppen sammeln, um zur Mensa aufzubrechen. Noch sind die Erstsemestler*innen hochmotiviert und füllen in Hundertschaften die großen Hörsäle. Wer ihnen dabei in den dunklen Wochen vor Weihnachten über den Weg läuft: Engagierte verschiedenster Hochschulgruppen und Fachschaftsräte, die beinahe täglich für allgemeine Beschwipsung sorgen. Neben der Werbung für ihre jeweiligen Gruppierungen und Akquise nichtsahnender Studienanfänger*innen, laufen große Glühweinkessel heiß. 2020 ist alles anders. Das HSZ bleibt leer, ebenso die Glühweinkocher, es herrscht gespenstische Stille, der zweite Lockdown ist in vollem Gange.
Doch vor gut einem Jahr, Ende November 2019, ist ebenfalls etwas anders. Neben Menschen, Fahrrädern, Tischen, Pavillons, Flyern, großen Töpfen mit warmer, roter Brühe, steht ein Haufen Holz in der Mitte des Platzes. Längliche Holzstäbe stehen in verschiedene Richtungen ab, an ihnen hängt schwarzer Stoff, teilweise am Holz festgetackert, teilweise in losen Fetzen am Boden liegend. Zwischen Holz und Tuch leuchten LED-Tubes in roter Farbe. Sie sind entweder an den Holzstäben befestigt oder im Zentrum der Holzkonstruktion am Boden aufgestellt. Alles in allem sieht es nicht so aus, wie es vermutlich sein sollte. Rot-weißes Absperrband verwehrt den freien Zugang. Ein bizarrer Tatort. Was ist hier passiert?