Werdet wach! – wie Europa Hilfesuchende verkommen lässt.

In Vergessenheit geraten, als Normalität abgestempelt, die Augen verschlossen, Unwissenheit und Willenslosigkeit – der Umgang der Menschheit, speziell der Regierungen mit den Hilfssuchenden auf der Flucht und aktuell hauptsächlich den Geflüchteten in Griechenland ist eine humanitäre Katastrophe.

Die „Lebensumstände“ in den Flüchtlingscamps sind inakzeptabel. In den insgesamt fünf Aufnahmezentren hoffen aktuell um die 40.000 Menschen auf eine Zukunft. Diese Zentren sind gerade einmal für 6.000 Personen ausgelegt. Mehr als ein Drittel von den Geflüchteten sind Kinder.
Eines der Camps ist in Moria auf Lesbos. Dort verkommen zurzeit etwa 20.000 Menschen auch deshalb, weil das Lager nur für 2.800 Menschen ausgelegt ist. Der Alltag vor Ort ist von allgegenwärtiger Gewalt, selbstgebauten „Hütten“ aus Plastikplanen und Holz, unzureichender Lebensmittelversorgung, Wasser und Hygieneeinrichtungen geprägt. Auf der Suche nach Hilfe und einem nicht von Angst geprägtem Leben landen sie hier, an einem Ort der, wenn auch aus einem anderen Grund, keine wirkliche Verbesserung der Lebensqualität bietet [1].

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Zeit für Insektenhotels

Um es gleich am Anfang zu sagen, die Idee für diesen Artikel begann ganz spontan nach dem Ansatz Schlag-die-Zeit-zu-Hause-tot-ehe-du-tot-umfällst. Also kurzerhand vertrockneten japanischen Staudenknöterich geerntet, dieser wächst z.B. auf der Wiese hinter dem Informatikbau auf dem Campus, mit dem Taschenmesser in einzelne Röhrchen geteilt und dann noch mit Sandpapier entgratet – fertig. Aber halt, schon nach fünfminütiger Internetrecherche merkte ich: Mein Insektenhotel ist falsch gebaut!
Dazu gleich mehr…

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SECHS TIPPS FÜR EINEN NACHHALTIGEN START INS NEUE SEMESTER

Grün sein ist Trend, zumindest auf den Straßen. Die FridaysforFuture-Bewegung hat in den letzten Monaten Millionen mobilisiert und politisiert. Das ist wunderbar, unverkennbar und absolut notwendig in unserer misslichen Lage. Nichtsdestotrotz sollten wir Nachhaltigkeit auch in unseren Alltag mitnehmen, insbesondere weil die Politik nicht der Überzeugung ist, wirkliche Maßnahmen zu ergreifen.

Und ich weiß, oft ist das leichter gesagt, als getan.
Wie oft haben wir uns vorgenommen, alles besser zu machen, wenn wir dann erstmal allein wohnen? Keine Plastikflaschen und schon gar kein Einweg-Kaffeebecher, aber die Plastikflaschen waren doch so viel günstiger und nach vier Doppelstunden muss sich doch mit irgendetwas wach gehalten werden.
Ich kenne diese Gedanken nur allzu gut, aber deshalb sollten wir nicht anfangen stehen zu bleiben. Ganz oft sind es einfach ein bisschen Routine und ein paar gute Tipps.
Und zumindest für Letzteres kann ich Abhilfe schaffen und da wir Listen ja alle so lieben nun sechs Dinge, um euren Alltag nachhaltiger, günstiger und befriedigender zu gestalten! 🙂

1. Wer baut den höchsten Papierturm?
Fangen wir mit etwas Einfachen an, denn es geht darum schlichtweg etwas nicht zu machen. Das kann der Prototyp eines Studierenden noch eigentlich ganz gut, oder? Es geht ums Ausdrucken: Ständig müssen irgendwelche Formulare, Skripte oder sonstiger Papierkram schwarz auf weiß vor uns liegen. Aber sind wir mal ehrlich, wer liest sich das bitte alles durch?
Stattdessen lässt sich vieles auch digital abhandeln. Und das von Fahrkarten, über Vorlesungsskript, bis zu Stichpunktzetteln eines Referats.
Und sollte das für euch doch nicht funktionieren, dann probiert zumindest mal mehrere Seiten auf ein Blatt Papier zu drucken, insbesondere bei Professor*innen, die ihre Präsentationen vorher zur Verfügung stellen, bietet sich das an.
Denkt auch immer daran, dass ein Blatt zwei Seiten hat, die beide beschrieben bzw. bedruckt werden wollen. Apropos Rückseiten… habt ihr schon mal vom Papierpilz der TUUWI gehört? Dort gibt es kostenlose Blöcke (Stichwort: günstiger) aus einseitig bedruckten Papier, schaut dafür mal in der Stura-Baracke vorm TUUWI-Büro vorbei;)


So der letzte Punkt zum Thema Papier adressiert euren Briefkasten: Braucht ihr die wirklich jede Woche die Samstags-Super-Knüller-Preise? Nein, dann klebt einen kleinen TUUWI-Sticker mit „Bitte keine Werbung“ an euren Briefkasten und spart 30 kg Papier im Jahr. Auch die findet Ihr vorm TUUWI-Büro in der StuRa-Baracke.

2. Der Weg ist das (ökologische) Ziel
Mit der 61 zu fahren, gleicht seitens seines Undurchdringbarkeitsgrades nicht selten einem Club bei Vollbetrieb. Das ist zwar ökologisch sehr sinnvoll, aber sind wir ehrlich, Spaß macht’s nicht. Deshalb mein heißer Tipp: Schnappt euer Fahrrad und probiert es mal damit. Eure Öko-Bilanz steigt weiter in die Höhe und mehr Luft bekommt ihr auch – soviel sei gesagt. Wenn ihr das Ganze erstmal ausprobieren wollt oder euch spontan dazu entschließt, Fahrrad zu fahren, schaut euch mal die nextBike-Räder an. Mit eurem zih-Login, könnt ihr da eine Stunde kostenlos fahren. Sonst gibt es natürlich bei Ebay-Kleinanzeigen und dem Trödelmarkt immer ein paar Zweiräder ziemlich günstig zum Verkauf.
Denkt bei längeren Strecken innerhalb Sachsens immer daran, dass euer Semesterticket für ganz Sachsen gilt und wenn ihr darüber hinaus wollt hat der StuRa ein paar nützliche Tipps parat.

3. Selbstgemacht, leicht gemacht
Macht eure Mama auch immer selbstgemachten Apfelmus und erzählt euer Opa auch jedes Jahr wieder vom eingeweckten Obst, dass er früher aus dem Keller genascht hat? Eins ist klar, Selbstgemachtes rockt und wenn ihr Obst und Gemüse von umliegenden Streuobstwiesen nutzt, geht ihr nicht nur lange Transportwege, sondern auch gegen Lebensmittelverschwendung vor! Aber ist neben der Uni denn wirklich Zeit dafür? Und wo bekomme ich Obst und Gemüse ohne Garten schon her?
Hier mein kleiner Leitfaden:
1. Gläser sammeln…macht euch ein Regal, in das alle leeren Marmeladen-, Gurken- und Apfelmusgläser kommen – das spart Geld für teure Einweck-Gläser.
2. Streuobstwiesen suchen…gerade wenn ihr keinen Garten in der Nähe habt, sind Streuobstwiesen euer bester Freund. Unter diesem Link findet ihr für Dresden gute Anlaufpunkte und gerade lassen sich v. a. Äpfel noch super ernten…und für nächstes Jahr könnt ihr euch vielleicht sogar ein paar Ideen zum Bepflanzen eures Balkons oder Fensterbretts notieren.
3. Google…oder besser Ecosia an und ein gutes Rezept herausgesucht und das nächste Mitbringsel für die Fahrt in die Heimat ist gesichert 
Übrigens solltet ihr kein Obst/Gemüse mehr finden, auch Drogerieprodukte lassen sich aus Natron, Soda, Essig, Kernseife, Zitronensäure und ätherischen Ölen super selbst herstellen und das dank dieser simplen Zutaten ganz ohne Mikroplastik. 🙂

4. So gut wie neu
Die beste Variante, um Geld zu sparen und gleichzeitig ökologisch zu sein, besteht darin, Dinge nicht immer gleich neu zu kaufen. Neben Ebay-Kleinanzeigen oder Kleiderkreisel habt ihr in Dresden auch eine riesige Auswahl an Second-Hand-Läden, Trödelmärkten und Ähnlichen. Klickt euch dafür einfach mal in den nachhaltigen Stadtplan Quergedacht.

5. Das leidige Thema Essen
Dass Fleisch nicht gerade zu einer guten Öko-Bilanz führt und das eine dreifach eingepackte Gurke nicht zum Ende der Plastikverschmutzung beiträgt, brauche ich keinem mehr erzählen. Und dennoch ist es nicht so leicht, eine ökologische Ernährung zu gewährleisten, vor allem, wenn mensch nicht nur für sich allein verantwortlich ist und sein Geld auch noch für andere Dinge als Essen ausgeben will.
Aber ein paar Tipps gebe ich euch trotzdem: Zum einen könnt ihr als Lebensmittelretter*innen auftreten, dafür bietet die Tafel Dresden jeden Montag, Donnerstag und Freitag eine Spätausgabe für Studierende. Und anstatt beim Pizzalieferservice zu bestellen, könnt ihr euch die App „TooGoodToGo“ runterladen und übrig gebliebenes Essen von Restaurants aus eurer Umgebung kostengünstig erstehen. Übrigens gibt es auch in der Uni einen Retter-/Foodsharing-Kühlschrank, dafür müsst ihr nur mal im Wohlzimmer (Stura-Baracke) vorbei schauen:)
Wie wäre es zudem sich jede Woche ein kleine Challenge auszudenken? Die erste Woche im Monat kein Fleisch, die zweite Woche im Monat ein Marktbesuch usw.. Wenn ihr die bunte Vielfalt an Märkten und Bio-Läden in Dresden entdecken wollt, dann klickt euch einfach nochmal in den nachhaltigen Stadtplan Quergedacht, auch die sind hier zu finden.
Solltet ihr doch auf der Suche nach einer größeren Herausforderung sein, dann beschäftigt euch mit der solidarischen Landwirtschaft. Dort bekommt ihr Erzeugnisse tatsächlich direkt vom Bauer um die Ecke, unterstützt die regionale Landwirtschaft und seid Teil eines fast schon alternativen Wirtschaftssystems. Weiterhin bietet Anima e.V. (Dresdner Verein für Tierschutz und Aufklärungsarbeit) mit 1-2-vegan ein kostenloses Buddy-Programm an. Dabei hilft euch euer Buddy beim Umstieg auf eine (überwiegend) pflanzliche Ernährung und zeigt, dass diese gesund, lecker und entgegen der verbreiteten Meinung auch echt günstig sein kann.

6. Informieren
Fast habt ihr es geschafft, doch bevor ihr wegklickt und das ein oder andere in die Tat umsetzt, noch eines: Hört nicht auf euch zu informieren!
Das alles waren nur Schlaglichter und grobe Skizzen, wenn ihr euch mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen wollt, dann lest Bücher, geht zu Vorträgen und tauscht euch aus.

Auch dafür noch zwei Tipps: Zum einen organisieren wir als TUUWI jedes Jahr Umweltringvorlesungen, bei denen ihr von Wissenschaftler*innnen und Akteur*innen aus ganz Deutschland mehr über Klimawandel, die Gesellschaft von morgen und noch vieles mehr erfahrt. Da kann man sich übrigens auch was im Ergänzungsbereich anrechnen lassen;)
Zum anderen gestalte ich selbst einen Workshop, der sich vom 25. – 27.10. nochmal genau und ein bisschen intensiver mit Thema „Nachhaltigkeit im Alltag“ beschäftigt. Aber beeilt euch, die Anmeldefrist ist am 15.10.!

Und jetzt ran an die Arbeit, eine kleine Sache ist bei euch nächste Woche ökologischer als heute, das als kleine Abschlussaufgabe 🙂

 

Text und Bilder von Jessica Flecks

 

Regiert Geld die Welt? Ein geldfreieres Leben ist möglich!

Frei sein. Frei zu tun und zu lassen was man will, zu gehen wohin man will, wie ein Vogel. Frei von allen Zwängen. Wer möchte das nicht? Doch wie schafft man sich ein freies, selbstbestimmtes Leben, das alle Möglichkeiten bereit hält?
Tobi Rosswog, Initiator des Projekt- und Aktionsnetzwerkes living utopia, hat davon eine genaue Vorstellung. Zwei Jahre lang hat er geldfrei gelebt und gibt sein Wissen und seine Erfahrungen seitdem an Unternehmen, Vereine und alle Interessierten weiter. Am 18. Juni war er als Referent unserer Umweltringvorlesung zu Gast in Dresden und gab den Studierenden eine Einführung zum Thema „Geldfreieres Leben. Wege in ein neues Miteinander“.
Nach Tobias Meinung haben wir alle die Möglichkeit, etwas weniger auf das Zahlungsmittel Geld angewiesen zu sein und dadurch freier zu werden. Dafür müssen wir die Grundgedanken unserer Gesellschaft überdenken. Denn geldfreier zu leben bedeutet beispielsweise auch, nicht mehr nach Stundenlohn arbeiten zu gehen, sondern das Arbeitspensum daran anzupassen, was jede*r Einzelne leisten will und kann.

Referent Tobias Rosswog im Gespräch mit den Teilnehmenden der Umweltringvorlesung

Geld durchzieht unser gesamtes Leben- mit Geld zahlen wir unsere Miete, kaufen wir unsere Lebensmittel und genießen wir Kultur. Ohne Geld keine neuen Kleidungsstücke, keine Fahrt mit dem Bus und kein Internet auf dem Handy. Spätestens seit der Entwicklung des Kapitalismus im Italien des 14. Jahrhunderts ist es zu einem essentiellen Bestandteil der meisten Gesellschaften auf diesem Planeten aufgestiegen, unterwirft uns seinen Zwängen, schenkt uns aber auch Freiheit.
Wer viel Geld besitzt hat ein unbesorgtes Leben und ihr oder ihm steht alles offen, oder? Das ist leider nur eine scheinbare Freiheit. Denn aus dem Privileg des Geldbesitzes wächst Verantwortung. Mit starker Finanzkraft kann in dieser Welt viel bewegt werden- zum Guten und Schlechten. Nur leider kommen die allermeisten wohlhabenden Menschen dieser Forderung nicht nach. Das meiste Geld fließt noch immer in Wirtschaftswachstum und dieses hat oft sehr umweltschädliche Gründe, z.B. Kriege und hohen und unreflektierten Konsum.

Wie extrem sich die Verhältnisse zwischen Besitz und Nicht-Besitz gestalten, demonstriert Tobi an diesem Beispiel: Die acht reichsten Männer der Welt besitzen so viel Geld wie 3,5 Milliarden Menschen. Das entspricht der Hälft der Erdbevölkerung. Die Ursache hierfür und das Hauptproblem des Geldes sieht unser Referent in der im Geld implementierten Tauschlogik: eine Leistung fordert immer eine gleichwertige Gegenleistung. Wer diese nicht erbringen kann, wird vom System ausgeschlossen. Und so verursacht das Geldsystem nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Krise.

Eine Empfehlung von Tobias Rosswog für alle, die sich mal aus einem anderen Blickwinkel mit Arbeit auseinandernsetzen wollen: das Buch “After Work. Radikale Ideen für eine Gesellschaft jenseits der Arbeit.”

Einen Ansatz um diese Krisen zu überwinden beschreibt Friederike Habermann in ihrem Buch “Ecommony”. Grundlegend hierfür ist, weniger Eigentum und mehr Besitz zu schaffen. Eigentum bezeichnet die rechtliche Beziehung zu etwas. Besitz hingegen beschreibt die soziale Beziehung. Wenn ich einen Stuhl besitze, kann ich auf ihm sitzen. Gehe ich weg kann jemand anderes kommen, den Stuhl benutzen und ihn so besitzen. Als Eigentümer/in des Stuhls kann man über den Stuhl bestimmen, verbieten darauf zu sitzen oder es nur gegen Gebühr erlauben. Mehr Besitz bedeutet also gemeinsame Güter- Commons, für die niemand bezahlen muss, weil sie allen gehören. Auf diese Weise herrscht mehr soziale Gerechtigkeit durch den gleichwertigen Zugang zu Ressourcen und Konsumgüter müssen seltener hergestellt werden, weil mehre Gruppen sich deren Nutzung teilen. Über sinnvolle Kommunikation können zusätzlich Arrangements geschlossen werden um, wenn nötig, längerfristigen Besitz zu regeln. Also überlegt beim nächsten Mal zweimal, ob ihr euch die Bohrmaschine, die ihr für 3 Löcher im Jahr braucht, wirklich selbst kauft. Sicher teilt auch gern jemand aus der Nachbarschaft die ihre/seine mit euch.

Noch zwei Mal habt ihr die Gelegenheit, euch zu interessanten Themen der Wirtschaftsethik und Wirtschaftsalternativen zu informieren. Wenn ihr Lust habt, schaut hier vorbei:
URV Kapital is muss!? Wirtschaftsethik und -alternativen
Mittwochs, 16:40-18:10 Uhr
POT 112

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Bild und Text: Theresa Zakrzewski

Bits&Bäume – Warum sich die Hacking- und die Ökobewegung stärker vernetzen sollten

Vermutlich gibt es derzeit so viele Subkulturen, wie nie zuvor: Fans und Aktive diverser Sportvereine und Sportarten, Musikfans, Auto-Tuner/innen, die LARP- und Mittelalter-Szene, Briefmarkensammler/innen, Hobbygärtner/innen, Religiöse Menschen, Partypeople, usw. Natürlich können sich die Gruppen auch beliebig überschneiden und sind in sich auch nicht homogen. Zwei dieser Subkulturen können mit “Hacker/innen- und Nachhaltigkeitsbewegung” einigermaßen umschrieben werden.

Beide befassen sich mit den beiden existenziellen Herausforderungen unserer Zeit: die einen mit der Digitalisierung und all ihren potentiellen gesellschaftlichen Verwerfungen, die anderen mit Nachhaltigkeit, also mit der Frage wie Zivilisation langfristig lebenswert und kompatibel mit den Naturgesetzen gestaltet werden kann.

Beide Communities haben jeweils spezielle Probleme erkannt und schlagen spezielle Lösungsansätze vor. Beide Gruppen leiden darunter, dass sie aus ihrer jeweils eigenen Blase nur sehr schwer rauskommen, was das Erzielen von Aufmerksamkeit für Probleme und vor allem für Lösungsansätze angeht. Beide haben in der Vergangenheit spezifische Erfahrungen gesammelt, Kompetenzen aufgebaut, Netzwerke geknüpft. Darum liegt es nahe, die beiden bisher weitgehend isolierten Blasen in Austausch zu bringen. Dieser Aufmerksamkeitsschub könnte auf beiden Seiten Frustration abbauen und Motivation erzeugen. Dabei können und müssen beide Communities viel über ihre Kommunikation lernen. Z.B.: “Wie kann man den FridaysForFuture-Schüler/innen erklären, dass WhatsApp und Instagram keine solide Basis für eine Nachhaltigkeitsbewegung darstellen?”, und “Wie schafft man unter den Teilnehmenden der GulaschProgrammierNacht ein Bewusstsein für die mit Fleischkonsum einhergehenden Probleme?”.

Diese kommunikativen Lernprozesse sind anstrengend, aber sie bieten das Potential, die Reichweite in den Rest der Gesellschaft zu vergrößern. Der erste absehbare Schritt dafür ist es, die wahrgenommenen Probleme so zu erklären, dass sie auch außerhalb der eigenen Blase nicht nur oberflächlich zur Kenntnis genommen (“Jährlich ein neues Smartphone zu kaufen, ist ökologisch nicht so cool.”) sondern in ihrer vollen Tragweite erkannt werden (“Die aktuelle Produktions- und Nutzungsweise von Elektronikgeräten wandelt unter teils unwürdigen und gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen mit enormem Energieaufwand wertvolle Rohstoffe in giftigen Abfall um – bei gleichgültiger Inkaufnahme blutiger Konflikten und massiver Umweltschäden.”).

Die Konferenz “Bits&Bäume 2018” hat einen sehr wichtigen Beitrag zu dieser notwendigen Vernetzung geleistet. Jetzt kommt es auf die Communities an, diesen Faden aufzunehmen und weiterzuspinnen statt ihn im Alltagsrauschen abreißen zu lassen. Die Organisator/innen der Konferenz rufen dazu auf, eigene lokale Veranstaltungen zum Themenkomplex Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu organisieren, die Sensibilisierung und den Vernetzungsgedanken in die Fläche zu tragen.

Die erste solche Veranstaltung – die Bits&Bäume Dresden – wird im Rahmen der Festwoche “30 Jahre TU-Umweltinitiative am 23.05. an der TU Dresden stattfinden, organisiert von vier Bits-und-Bäume-Teilnehmer/innen, u.a. unter Mitwirkung der Hochschulgruppe für Freie Software und Freies Wissen. Neben einem spannenden Vortrag und Diskussionsmöglichkeiten an verschiedenen Thementischen wird es reichlich Gelegenheit zur Vernetzung geben. Möge das der Auftakt zu vielen Bits&Bäume-Seitentrieben sein und damit ein Schritt auf dem Weg, die Digitalisierung vom Teil des Nachhaltigkeis-Problems zum Teil der Lösung zu machen.

Text: Carsten (B&B-DD-Orgateam, http://dresden.bits-und-baeume.org/)